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Die Wirtschaft baut sich um und geht endlich in die richtige Richtung, findet Ökonomin Claudia Kemfert. Allerdings mit Einschränkungen.

© Gestaltung: Tagesspiegel/K. Schuber/Fotos: freepik

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Drei Schritte vor, zwei zurück: Die schwere Transformation zur gerechten Welt

Die Wirtschaft entwickelt sich endlich in die richtige Richtung, doch noch wird umweltschädliches Verhalten zu häufig belohnt. In einigen Branchen wäre eine Schrumpfkur nötig.

Ein Gastbeitrag von Claudia Kemfert

„Es ist doch völlig verrückt“, sprach mich kürzlich ein älterer Herr auf einer Veranstaltung in Berlin an. Er habe 40 Jahre gearbeitet, um später mal ein Haus und ein bisschen Vermögen vererben zu können. Nun würden ihm seine Kinder vorwerfen, er hinterlasse einen ausgelaugten Planeten und eine Klimakrise. „Jahrzehntelang haben wir geglaubt, wir machen alles richtig. Und jetzt sind wir die Bösen“, sagt er.

„Die Probleme sind tatsächlich nicht zu leugnen“, antworte ich ihm. Wir leben über unsere Verhältnisse. Für unseren aktuellen Lebensstil bräuchten wir drei Planeten. Unser Wirtschaften basiert noch immer auf fossiler Energie, ist nicht nachhaltig, zu umwelt- und klimaschädigend.

„Aber es tut sich doch etwas“, findet der ältere Herr. Und klar, Finanzanlagen werden grüner, Autokonzerne setzen auf Nachhaltigkeit, die Kreislaufwirtschaft entwickelt sich, die Moore werden besser geschützt. Selbst die Kohlekonzerne steigen um. Ich gebe ihm recht. Es tut sich was. Aber ist es das Richtige? Und ist es genug?

Es entwickelte sich ein längeres Gespräch. Wir waren uns einig, dass die ökologische Transformation zweifellos begonnen hat. Es gibt viele positive Beispiele. Es gibt Innovation und ökologische Pioniere. Aber leider gibt es auch immer noch Investitionen in fossile Geschäftsmodelle, und zwar in Billionenhöhe.

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