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Drohne statt Bote: Wann wird in Deutschland das erste Paket aus der Luft geliefert?
In Deutschland werden jedes Jahr mehr als vier Milliarden Pakete verschickt. Schon bald auch per Flugdrohne anstatt per Lieferwagen? Drei Meinungen zur Zukunft des Lufttaxis.
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Flugtaxis erobern den deutschen Markt: In Zukunft sollen in Deutschland Fachleuten zufolge bereits 300 davon im Einsatz sein – allerdings erst bis 2030. Die Anforderungen an den Transport von Gütern sind niedriger. Werden Pakete in naher Zukunft per Flugdrohne ausgeliefert?
In unserem Format „3 auf 1“ fragen wir drei Expert:innen nach ihrer Einschätzung. Alle Folgen der Kolumne können Sie hier nachlesen.
Drohnen können in schwer erreichbaren Gebieten helfen
Wenn nichts mehr hilft, dann müssen Drohnen ran! Während in allen großen Städten Europas die Zahl der Autos langsam geringer wird, um eine klimaresistente Infrastruktur zu etablieren und die Aufenthaltsqualität der Städte zu erhöhen, steigt in Deutschland die Zahl von Fahrzeugen weiter an. Die Bundespolitik setzt wie vor 50 Jahren immer noch alles aufs Auto. Auch die Kurier-, Express- und Paketdienste haben deutlich zugenommen, der Anteil des Onlinehandels hat sich in der Pandemie verdreifacht und ist immer noch mehr als doppelt so hoch wie vor der Pandemie.
Wer keinen Gestaltungsmut hat, der muss dann auf Technik setzen: Früher waren es schlicht immer neue Straßen mit noch mehr Fahrstreifen, jetzt sind es Drohnen, die alles wieder richten sollen. Aber auch der Luftraum ist begrenzt und die „Bepackungsdichte“ der Luft gerade in Städten gering. Drohnen werden ihre Nischen finden und Gebiete beliefern, die sehr schwierig zu erreichen sind: Halligen oder entlegene Bergdörfer, aber nicht Städte und andere Siedlungsräume.
Drohnen können erst einmal leichte und eilige Waren liefern
In anderen Ländern, wie den USA, sind Drohnenlieferungen längst Realität. Auch in Deutschland würde sich laut einer Bitkom-Studie ein Drittel der Onlineshopperinnen und -shopper gerne Pakete per Drohne liefern lassen. Doch trotz bestehender Drohnentests und Pilotprogramme wird es hierzulande noch einige Jahre dauern, bis dies alltäglich wird. Denn die Technologie ist zwar vorhanden, die Umsetzung stößt aber auf Herausforderungen wie Luftraumintegration, Kollisionsvermeidung, Datenschutz und die Schaffung sicherer Standards.
Vor einem flächendeckenden Einsatz geht es daher zunächst um eine differenzierte und ergänzende Nutzung dieses Lieferweges: Logistikdrohnen eignen sich beispielsweise besonders gut, um kleine, leichte und besonders eilige Produkte wie Medikamente oder schnell verderbliche Lebensmittel an abgelegene Orte, etwa in den Bergen, zu bringen; die Lieferung der neuen Küchengeräte direkt auf den Balkon der Großstadtwohnung liegt dagegen noch in weiter Ferne.
Drohnen werden sich in der Masse nicht durchsetzen
In Deutschland ist die „klassische“ Haustürzustellung durch Zustellpersonal nach wie vor die beliebteste Form des Paketempfangs. Um den Verkehr auf den Straßen zu entlasten und dem Arbeitskräftemangel zu begegnen, scheint die Lieferung per Drohne aus der Luft auf den ersten Blick vielversprechend.
Allerdings brauchen wir im Paketgeschäft massentaugliche Lösungen, um die tendenziell steigenden Sendungsmengen bewältigen zu können. Dies können Drohnen – anders als beispielsweise autonom fahrende Zustellfahrzeuge – nicht ableisten. Im großen Stil werden wir die Technologie in der Paketbranche daher nicht sehen.
Nichtsdestotrotz ist denkbar, dass Drohnen in ausgewählten Fällen eine Zustellvariante der Zukunft sein können, zum Beispiel in Form von Expresslieferungen von wichtigen Gütern wie Medikamenten in ländliche Gebiete oder bei der Inselzustellung. Auch aufgrund der derzeitigen Rechtslage ist davon auszugehen, dass Drohnenlieferungen vorerst eine Nischenlösung bleiben.
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