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Wirtschaft: E-Commerce unter Zugzwang: Amazon.com entlässt 1300 Mitarbeiter

Der Online-Einzelhändler Amazon.com will bis zum Jahresende zumindest pro Forma die Gewinnschwelle erreichen und setzt damit erstmals ein klares Signal für die Investoren.

Der Online-Einzelhändler Amazon.com will bis zum Jahresende zumindest pro Forma die Gewinnschwelle erreichen und setzt damit erstmals ein klares Signal für die Investoren. "Es ist gut, dass das Unternehmen das Ziel jetzt klar abgesteckt hat", meint Henry Blodget, Internet-Analyst beim Investmenthaus Merrill Lynch. Um Kosten zu reduzieren, entlässt das Unternehmen aus Seattle/Washington 1300 Mitarbeiter, das sind 15 Prozent der Beschäftigten. Zudem sollen zwei Vertriebs- und Kundendienstzentren geschlossen werden. Die Kosten für die Umstrukturierung sollen im ersten Halbjahr 2001 rund 150 Millionen Dollar erreichen. 2001 soll der Umsatz des Internet-Einzelhändlers 3,3 Milliarden Dollar bis 3,6 Milliarden Dollar betragen, 20 Prozent bis 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Bisher hatte Amazon bis zum Jahresende einen Umsatz von vier Milliarden Dollar vorausgesagt.

Das Jahresergebnis erfüllte die zuvor bereits gesenkten Erwartungen der Analysten, mit einem Umsatz von 2,76 Milliarden Dollar und einem Verlust von 1,19 Dollar pro Aktie. Im vierten Quartal erreichte der Verlust von Amazon.com 90,4 Millionen Dollar oder 25 Cents pro Aktie. Im Vorjahr waren es 184,9 Millionen Dollar oder 55 Cents pro Aktie gewesen. Inklusive Sonderposten aus Übernahmen und anderen einmaligen Belastungen stieg der Quartalsverlust von 323,2 Millionen Dollar auf 545,1 Millionen Dollar. Der Quartals-Umsatz lag bei 972 Millionen Dollar, das sind 44 Prozent mehr als im Vorjahresquartal.

Sorgen bereitet den Analysten das abflauende Wachstum im Buch- und Musikgeschäft von Amazon - dem ältesten Geschäftsbereich. Hier stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal lediglich um elf Prozent, ein Jahr zuvor hatte das Wachstum noch bei 82 Prozent gelegen. Amazon betonte, es habe bei Büchern und CDs starke Zuwächse im internationalen Geschäft gegeben - eingerechnet lag der Umsatzzuwachs bei 24 Prozent.

Der Stellenabbau betrifft ausschließlich die USA, "die 750 Mitarbeiter in Deutschland sind nicht betroffen", sagte der Geschäftsführer der deutschen Tochter Amazon.de, Philipp Humm. Die Entlassungen treffen eine Belegschaft, die in den vergangenen Jahren mithalf, den Online-Händler zu einem Haushaltsnamen im E-Business zu machen. Amazon, das 1995 mit dem Online-Verkauf von Büchern begann, war nicht nur Liebling der Wall Street, Jeff Bezos wurde von Time Magazin 1999 zum "Mann des Jahres" gekürt.

siri

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