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Esa-Auftrag: EADS verliert zweiten Satellitenauftrag

Der Januar war ein schlechter Monat für EADS Astrium, der Februar könnte noch frostiger werden. Nachdem Astrium im Januar den Großauftrag für das Navigationsprojekt Galileo verloren hat, droht die EADS-Satellitensparte nun auch beim Bau von Wettersatelliten den Kürzeren zu ziehen.

München - Branchenkreisen zufolge will die europäische Weltraumagentur Esa nun exklusiv mit dem französischen Konkurrenten Thales Alenia verhandeln. Als Unterauftragnehmer käme der Bremer OHB-Konzern zum Zuge, der schärfste Astrium-Rivale.

Es geht um den dicksten Brocken im europäischen Satellitengeschäft seit Jahren. Ausgeschrieben sind sechs Satelliten, die das Rückgrat der europäischen Wetterbeobachtung bilden. Diese sollen ab dem Jahr 2015 schrittweise die bestehenden Wettersatelliten ablösen. Der Wert des Auftrags beläuft sich auf 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro.

Nach bisherigen Informationen wollte die bei der Esa für Ausschreibungen zuständige Kommission eigentlich den Auftrag zwischen EADS und Thales Alenia aufteilen. Astrium wäre für die Federführung bei dem Projekt und den Bau der Plattform zuständig gewesen – Thales Alenia Space mit Sitz im französischen Cannes gemeinsam mit OHB Bremen für den Bau der Instrumente. Den Preisunterschied zwischen den Angeboten bewerteten die Experten als nicht entscheidend für die Vergabe. Das Thales-Alenia-Angebot soll um einen dreistelligen Millionenbetrag günstiger gewesen sein.

Die Nachrichtenagentur dpa berichtete nun am vergangenen Freitag, dass Esa-Chef Jean-Jacques Dordain Thales Alenia bevorzuge. Die Nachricht dürfte nicht aus der Luft gegriffen sein. Denn eine für Montag angesetzte Erklärung der Esa wurde kurzfristig verschoben. Die Unternehmen geben sich allerdings bedeckt. „Zu laufenden Verhandlungen keinen Kommentar“, hieß es am Montag bei EADS Astrium in München. Auch OHB in Bremen wollte sich nicht äußern. Die Esa ließ offen, wann der Auftrag erteilt wird.

Vielleicht ist politischer Druck der Grund für das Umdenken bei der Esa. Nach französischen Medienberichten hatte die französische Regierung zuletzt gedroht, eine unabhängige Prüfung der Angebote zu verlangen, wenn die Federführung für den Auftrag an Astrium gehen sollte. In einem französischen Botschaftsschreiben heißt es, mit Blick auf die technologischen Interessen und die Arbeitsplätze im Thales-Alenia-Werk in Cannes sei es essenziell, dass das französisch-italienische Unternehmen die Federführung behalte. Das in Deutschland zuständige Bundesverkehrsministerium wollte sich zunächst nicht konkret äußern.

Vor allem für die deutschen Satellitenbauer der EADS Astrium steht viel auf dem Spiel. Nachdem der wesentlich kleinere Bremer Konkurrent OHB den fast 600 Millionen Euro schweren Auftrag für Galileo an Land gezogen hatte, ist Meteosat der Strohhalm für die Astrium-Satellitenstandorte in Friedrichshafen und Ottobrunn bei München. Bei den Satelliten geht es um die dritte Generation der Wettersatelliten Meteosat, die ab 2015 Wettervorhersagen verbessern, Unwetter früher erkennen und detaillierte Angaben zu Klimaveränderung und Umwelteinflüssen liefern soll.

In einem ersten Schritt sollen die zwei von der Esa bezahlten Satelliten gebaut werden. Deutschland und Frankreich beteiligen sich mit jeweils 34 Prozent. Seit 2008 hat sich die Bundesregierung dafür eingesetzt, dass Astrium die Systemführung bekommt. Bei der Europäischen Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten (Eumetsat), die vier Meteosat-Satelliten in Auftrag geben wird, ist Deutschland der größte Beitragszahler. Markus Fasse (HB)

Markus Fasse (HB)

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