zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Ein Anwalt der Berliner Industrie

Ein Politikberater, der sich selbst als "Anwalt der tradierten Bereiche" beschreibt, also gewissermaßen ein Bremser des Strukturwandels? Mit dieser Interpretation würde man Peter Ring nicht gerecht.

Ein Politikberater, der sich selbst als "Anwalt der tradierten Bereiche" beschreibt, also gewissermaßen ein Bremser des Strukturwandels? Mit dieser Interpretation würde man Peter Ring nicht gerecht.Vielmehr hat der promovierte Ökonom nach der Wende immer wieder gewarnt vor der Fixierung auf die "Dienstleistungsmetropole Berlin" und gleichzeitig aufgefordert, den "Bestand an Industriesubstanz zu entwickeln".Entsprechend fielen die diversen Gutachten und Studien aus, die Rings Beratungsfirma Regioconsult für den Senat, die IHK oder Unternehmen erstellte - und so manches der inzwischen rund 20 im Regioverlag erschienen Bücher.Im Moment arbeitet Ring an einer Weiterentwicklung des Industrieflächensicherungskonzeptes, mit dem der Senat in den vergangenen Jahren einen Teil des Verdrängungsdrucks von der Industrie genommen hat. "Konzepte für Politik und Wirtschaft" bietet der 1937 in Göppingen geborene Ring an, seitdem er sich 1990 selbständig machte.Zu dieser "späten Existenzgründung" habe die Wende beigetragen, deren "Aufbruchstimmung mich erfaßte" und den Schritt eines "über 50jährigen von einer unkündbaren Stelle in die Selbständigkeit" beschleunigte.Dabei setzt Ring nun auf eigenen Beinen fort, was er über 20 Jahre als DIW-Angstellter tat: erfassen, analysieren, Empfehlungen geben.Unter anderem als Leiter der Berlin-Abteilung des in Dahlem ansässigen Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung.Manchmal übrigens auch mit Folgen im wirklichen Leben: Anfang der 80er Jahre lieferte Ring die Vorlage für die Reform des Berlinförderungsgesetzes, die den Trend zu den berüchtigten "verlängerten Werkbänken" stoppen sollte.Diese "wichtigste wissenschaftliche Arbeit" habe Folgen gezeitigt, "weil es damals einen Politiker gegeben hat, der das aufgegriffen hat".Nämlich der ewige Wirtschaftssenator Elmar Pieroth. Zwischen dem Job beim DIW und der freiberuflichen Beratertätigkeit versuchte sich Ring ein gutes Jahr als Hauptgeschäftsführer der Fachgemeinschaft Bau.Ein gewagter Sprung auf die andere Seite; nachdem er 20 Jahre die Wirtschaft aus einer neutralen Ecke betrachtet hatte, war nun Lobbyistenarbeit gefordert.Nichts für Ring, der das "Gefühl von Unabhängigkeit und Freiheit" braucht.Dabei zählt der Bau - neben der Musik Johan Sebastian Bachs und den Werken Thomas Bernhardts - zu den Leidenschaften des bedächtigen Württembergers.Ring ("Ich wäre gerne Architekt geworden.") ist Mitinitiator des Aktionskreises Innovatives Bauen und blüht so richtig auf bei der "Rekonstruktion historischer Häuser".Gegenwärtig steckt er viel Geld in ein altes Wirtshaus in einem fränkischen Dorf (30 Einwohner)."Unter ökonomischen Aspekten eine Fehlinvestition", sagt der Ökonom.Es gehe auch nicht darum, in dem Haus zu wohnen, sondern "ums Gestalten mit Materialien".Dabei findet der erdverbundene Schwabe einen Ausgleich zu der Kopfarbeit in und für Berlin.alf

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false