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Wirtschaft: Ein Traum aus Schaum

Dagmar Rosenfeld testet einen Milchaufschäumer

Das Testurteil: 10 Punkte

0 Punkte: Hände weg und alle Bekannten warnen, 5 Punkte: Noch mal drüber schlafen, 10 Punkte: Sofort kaufen

Als alles noch frisch war – die Liebe, der Mann und ich –, da gab es morgens für mich noch Kaffee mit aufgeschäumter Milch. Und zwar handgeschlagen vom Mann. Da hat er sich an den Herd gestellt und mit einem Schneebesen die Milch so lange und fest geschlagen, bis sie geschäumt hat. Richtig harte Arbeit hat er verrichtet, nur damit ich cremigen Milchkaffee bekomme. Archaisch betrachtet war das so, als ob der Mann nicht nur Mammuts jagen würde, sondern auch noch die Beeren sammelt, während ich gemütlich in der Höhle am Feuer sitze. Nach fast drei Jahren Ehe bekomme ich keinen Milchschaum mehr. Jetzt gilt: Jag dir dein Mammut doch selber, und bring gleich auch noch die Beeren mit.

In unserer Küche hat es daher schon eine Menge Milchaufschäumgeräte in den unterschiedlichsten Ausführungen gegeben. Eine Kanne zum Beispiel, in der die Milch auf dem Herd erhitzt und dann ein Aufsetzer per Hand rauf und runter gedrückt wird, bis es schäumt – und Milchspritzer das gesamte Ceranfeld zieren. Oder eine Art Pürierstab, den man in den Milchtopf hält – und Milchspritzer das gesamte Ceranfeld und die Wandkacheln zieren.

Das ist vorbei, jetzt wo der vollautomatische Milchaufschäumer von Gastroback (Preis: 79,99 Euro) in unserem Haushalt wohnt. Der Milchaufschäumer sieht aus wie ein Wasserkocher und funktioniert auch so. Kalte Milch in den Behälter füllen, den Startknopf drücken und nach drei Minuten hat man heißen, wunderbar festen Milchschaum. Da stört es nicht, dass das Gerät während des Rührprozesses so klingt, als ob ein Tausendfüssler mit Stilettos übers Parkett steppt. Und auch, dass der Behälter per Hand gespült werden muss, ist egal.

„Hast du einen Neuen“, hat der Mann gefragt, als ich mit einer großen Tasse Kaffee samt Milchschaumhaube aus der Küche gekommen bin. „Ja, einen, der automatisch funktioniert“, habe ich gesagt und einen großen Schluck aus der Tasse genommen. Am nächsten Morgen bin ich von seltsamen Geräuschen aus der Küche wach geworden. Der Mann hat am Herd gestanden und mit dem Schneebesen Milch geschlagen – so wie früher. „Wollen wir doch mal sehen, wer besser ist“, hat er gesagt. Ich bin sehr gerührt gewesen, auch wenn die Pfütze Schaum in meiner Kaffeetasse verglichen mit den Bergen, die das Gerät von Gastroback produziert, kläglich ist. Aber das habe ich dem Mann natürlich nicht gesagt, jetzt, wo er wieder jagt.

Dagmar Rosenfeld

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