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Wirtschaft: Einzelhandel: Die Angst vor dem Einkauf

Das Gemüt der Deutschen ist eher schwer und so manche schlechte Nachricht findet eine andere Aufmerksamkeit als positive Signale. Dabei sitzt der Deutsche nicht unbedingt auf seinem Geld; er reist gern und fährt teure Autos.

Das Gemüt der Deutschen ist eher schwer und so manche schlechte Nachricht findet eine andere Aufmerksamkeit als positive Signale. Dabei sitzt der Deutsche nicht unbedingt auf seinem Geld; er reist gern und fährt teure Autos. Aber anders als die Amerikaner kaufen die Deutschen nicht so gern mit fremden Geld ein. Die Verschuldung der privaten Haushalte ist hier zu Lande deutlich niedriger als in den USA, wo auch die Konjunkturflaute und der Terror die Kauflaune nicht nachhaltig haben trüben können. Der US-Konsument erwartet eben für sich persönlich eine gute Zukunft, der deutsche Verbraucher sieht sich schon auf dem Weg zum Arbeitsamt. Diesen Eindruck vermitteln jedenfalls die jüngsten Statistiken aus dem Handel. Im März haben die US-Amerikaner beim Einkaufen 297,3 Milliarden Dollar ausgegeben, das waren immerhin ein paar hundert Millionen mehr als vor einem Jahr. Und die Deutschen? Sie gaben im Februar 1,1 Prozent weniger aus und der Handel spricht nun vom schlimmsten Jahresbeginn seit 50 Jahren. 15 000 Geschäfte seien bedroht, 50 000 Verkäuferinnen und Verkäufer könnten ihren Job verlieren, wenn sich die Bundesbürger weiter so knauserig anstellen. Dabei leiden nicht alle. Der Trend zu den Lebensmitteldiscountern ist stabil, Aldi und Lidl machen hervorragende Geschäfte. Schwer haben es Supermärkte und Einrichtungshäuser, Möbelgeschäfte und Baumärkte. Es sind die langlebigen Konsumgüter, die heute die Ladenhüter abgeben. Für Ökonomen und Konsumforscher liegen die Ursachen auf der Hand: Angst vor der Arbeitslosigkeit und Großpleiten drücken auf die Stimmung und der Euro verunsichert zusätzlich. Mehr als ein Drittel der Bevölkerung verschiebt Anschaffungen auf später. Aber auf wann? Dreht die Stimmung mit dem Frühling? Oder erst im Sommer? Vielleicht nach der Bundestagswahl? Der Deutsche will Fakten, bevor er seine Stimmung ändert. Also handfeste Nachrichten aus der Industrie, den statischen Ämtern und der Bundesanstalt für Arbeit. Das ist der Unterschied zu den Amerikaner: Deren Optimismus trägt automatisch zu einer Verbesserung der Lage bei. Bei den Bundesbürgern muss sich erst die Lage ändern, damit der Euro wieder locker sitzt.

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