Wirtschaft: Engpass bei Hightech aus Japan
Deutschen Produzenten und Händlern fehlen Teile
Berlin - Die Folgen des verheerenden Erdbebens und der Atomkatastrophe in Japan wirken sich immer stärker auf die deutsche Elektronikwirtschaft aus. Einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage des Branchenverbandes Bitkom zufolge verzeichnen inzwischen 42 Prozent der Produzenten und Händler von Elektronikgeräten in Deutschland Lieferengpässe. Weitere 21 Prozent erwarteten Einschränkungen in den kommenden Wochen oder Monaten. Anfang April hatten erst 17 Prozent der Unternehmen Lieferengpässe beklagt.
Probleme gibt es laut Umfrage insbesondere bei elektronischen Bauteilen, Halbleitern, Chips und Festplatten. „Die globale Lieferkette in der Hightech-Produktion ist erheblich gestört“, sagte Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer. Auswirkungen haben die Engpässe zudem auf die Preise. Fast ein Fünftel der Firmen (18 Prozent) verzeichnet Preissteigerungen. Weitere 28 Prozent rechnen mit höheren Kosten in den kommenden Wochen oder Monaten.
Konsumenten spüren von den Problemen aber wenig. „Für die Verbraucher sind die Auswirkungen bis auf Weiteres kaum spürbar“, sagte Scheer. „Es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass man bei Lieferengpässen in Einzelfällen auf alternative Produkte ausweichen muss.“
Die Produktion in den japanischen Erdbebengebieten ist trotz der Wiederaufbauarbeiten auch fast drei Monate nach der Katastrophe am 11. März noch beeinträchtigt. Insbesondere die schwankende Stromversorgung macht den Betrieben nach Informationen des Bitkom zu schaffen.
Doch nicht nur die Elektronikindustrie leidet unter Lieferengpässen. Wie eine am Mittwoch veröffentlichte Umfrage unter 1600 Unternehmen, die das Münchner Ifo-Institut im Rahmen seines monatlichen Konjunkturtests erhoben hat, ergab, berichten insgesamt 18 Prozent der befragten Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes von Lieferengpässen. Doch konnten die meisten von ihnen auf andere Lieferanten ausweichen. Die größten Probleme meldeten der Studie zufolge neben Elektronikfirmen auch die Autohersteller. Nur 13 Prozent der Fahrzeugbau- sowie sieben Prozent der Elektronik- und Optikunternehmen mussten aber ihre Produktion einschränken.
Auch in den kommenden Monaten könnte es vereinzelt in der Elektronik- und Autobranche wegen fehlender Zulieferungen aus Japan haken: Zwölf Prozent der Hersteller elektrischer Ausrüstungen sowie je zehn Prozent der Elektronik- und Optikunternehmen und der Autohersteller erwarten nach der Ifo-Befragung Produktionseinschränkungen in den kommenden drei Monaten. dpa/rtr