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Berlin ist nach dem Hauptsitz Chicago der größte Standort von Groupon.

© dpa

Gutscheinportal: Entlassung von Gründer gibt Groupon-Aktie Schwung

Andrew Mason hat Groupon mitgegründet - und verabschiedet sich nun mit einer Portion Sarkasmus. In Berlin beschäftigt das Gutscheinportal 800 Menschen.

Chicago - Seinen Humor hat Andrew Mason nicht verloren. „Ich habe entschieden, dass ich mehr Zeit mit meiner Familie verbringen möchte“, schrieb der Gründer des Schnäppchenportals Groupon seinen Mitarbeitern – um anzufügen: „Das war nur ein Scherz. Ich wurde heute gefeuert.“ Nach einem schwarzen Tag in der Firmengeschichte muss er sein Chefbüro räumen. Die Investoren trauen Mason nicht mehr zu, dass er das Geschäft so umbauen kann, dass es Gewinne abwirft. Die Aktie war nach der Vorlage der jüngsten Geschäftszahlen um 24 Prozent abgestürzt.

Denn die Lust auf Gutscheine ist abgeflaut und die Verluste stiegen zuletzt. Groupon bietet über seine Internetseite Verbrauchern lokal und zeitlich beschränkte Schnäppchen über Gutscheine an und verspricht dabei Rabatte von weit mehr als 50 Prozent. Von den Gutscheinpartnern – häufig Restaurants, Hotels, Wellnessanbieter und Waschstraßen – kassiert das Portal eine Provision, in der Regel 30 Prozent. Dem stehen jedoch hohe Kosten für die Verwaltung sowie die Vermarktung gegenüber.

Schon länger zweifeln Anleger daran, dass das Geschäftsmodell überhaupt auf Dauer funktionieren kann. Einige Konkurrenten haben bereits aufgegeben. Amazon schrieb fast seine gesamte Investition in den Groupon-Rivalen Living-Social ab.

In Berlin arbeiten rund 800 Menschen für Groupon. Es ist der größte Standort des Unternehmens außerhalb der USA. Erst im vergangenen Sommer hatte Mason selbst die neuen Räumlichkeiten am Hausvogteiplatz in Mitte eröffnet, wo das Unternehmen alle Berliner Mitarbeiter zusammengezogen hat.

In der Chicagoer Konzernzentrale ist man nun auf der Suche nach einem neuen Chef, der das Geschäft wieder ankurbeln kann. Übergangsweise übernehmen Mitgründer und Verwaltungsratschef Eric Lefkofsky sowie sein Stellvertreter Ted Leonsis die Führung. Masons Abgang kommt nicht überraschend. Seine Kritiker sprechen ihm die Fähigkeit ab, ein Unternehmen mit einem Milliardenumsatz zu führen. Mehr als ein Mal fiel das Unternehmen durch seine allzu kreative Buchführung auf. Zudem enttäuschte es Anleger mit fortgesetzt schwachen Geschäftszahlen, zuletzt mit der Vorhersage, dass der Umsatz im laufenden Quartal schlimmstenfalls stagnieren werde. Bislang war Groupon rasant gewachsen und hatte die Zahl der Nutzer bis zum Jahreswechsel auf 41 Millionen hochgeschraubt.

Am Freitag erholte sich die Aktie um zunächst zehn Prozent. Mit knapp fünf Dollar ist ein Anteilschein dennoch lediglich ein Viertel des Ausgabepreises vom November 2011 wert. sf/dpa

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