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Wirtschaft: Enttäuschung über das erste Jenoptik-Börsenjahr

ERFURT .Ein Jahr nach dem Börsengang ist das Management der Jenoptik AG, Jena, bei Aktionären und Mitarbeitern in die Kritik geraten.

ERFURT .Ein Jahr nach dem Börsengang ist das Management der Jenoptik AG, Jena, bei Aktionären und Mitarbeitern in die Kritik geraten.Auf der ersten Hauptversammlung nach dem Börsengang am Montag in Erfurt bezeichneten Aktionärsvertreter die Bilanz und die Kursentwicklung des größten ostdeutschen Technologie-Unternehmens als enttäuschend.Mitarbeiter von Jenoptik-Firmen in Jena folgten einem Aufruf der IG Metall zu einem Warnstreik.Es war bereits die dritte Arbeitsniederlegung aus Protest gegen einen im März vom Vorstand mit der Christlichen Gewerkschaft Metall abgeschlossenen Haustarifvertrag.Mitarbeiter befürchten Einkommenseinbußen."Fair bleiben" und "Höhere Löhne sind drin" stand auf Plakaten.

Die Bilanz für 1998 weist bei einem Umsatzanstieg um fast 20 Prozent auf 3,1 Mrd.DM einen Rückgang beim Jahresüberschuß um mehr als ein Viertel auf 43,3 Mill.DM aus."Bis jetzt ist die Verpackung schöner als der Inhalt", sagte Anneliese Hieke von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre.Sie kritisierte, daß die ungenügende Ertragskraft des Konzerns nur durch Immobilienverkäufe verbessert werden konnte."Wir sind besorgt", sagte Hieke.

Aktionärsvertreter warfen Vorstandschef Lothar Späth vor, einen "zusammengekauften weltweiten Flickenteppich an Beteiligungen" mit schwer einschätzbaren Risiken geschaffen zu haben.Ein Aktionär forderte den Vorstandschef auf, andere Verpflichtungen einzuschränken und sich stärker auf die Straffung der Konzernstruktur zu konzentrieren.Angemeldet wurden Zweifel an der Notwendigkeit eines geplanten Aktienrückkaufsprogramms und einer Kapitalerhöhung von rund 40 Mill.DM in den kommenden Jahren.Damit sollen weitere Käufe finanziert werden.

Vor den mehr als 1000 Aktionären kündigte Späth an, daß der Konzern durch Firmenkäufe und Kooperationen sowie die Trennung von unrentablen Geschäftsfeldern Profil gewinnen soll."Wir werden uns noch mehr bemühen müssen, das Kerngeschäft auszubauen.Ich habe Verständis, daß sie sich das anders vorgestellt haben", sagte er.Für dieses Jahr prognostizierte Späth ein anhaltendes Umsatzwachstum bei stabilem Jahresüberschuß.Zahlen nannte er nicht.In den ersten drei Monaten habe sich der Umsatz des Konzerns um fünf Prozent auf 343,4 Mill.DM erhöht.Der Auftragseingang per Ende April verdoppelte sich nahezu gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf rund 1,7 Mrd.DM.Der Auftragsbestand stieg um ein Drittel auf etwa 3,4 Mrd.DM.

Späth verteidigte den Kurs des Vorstandes bei der Auseinandersetzung mit der Belegschaft um den Haustarifvertrag.Mit der Christlichen Gewerkschaft Metall sei nach vergeblichen Gesprächen mit der IG Metall ein Vertrag abgeschlossen worden, der flexible Arbeitszeitmodelle und eine Bezahlung nach Leistung und Unternehmensertrag ermögliche.Durch hohe Vorleistungen in neue Produkte liege die Produktivität in den Jenaer Firmen noch unter dem Westniveau."Wer in dieser Situation die Lohnanpassung an Westniveau zu rasch erzwingt, der vernichtet Arbeitsplätze", sagte Späth.Ungeachtet des Warnstreiks kündigte er die Einführung des CGM-Vertrages an.

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