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„Entwicklung wird sich vermutlich noch beschleunigen“: Heute nutzen mehr als doppelt so viele deutsche Firmen KI wie noch 2022
Der Einsatz künstlicher Intelligenz in der Wirtschaft beschleunigt sich. Mehr als jedes vierte Unternehmen nutzt sie bereits, 17 Prozent wollen sie in den nächsten Monaten einführen.
Stand:
Die deutsche Wirtschaft setzt immer stärker auf Künstliche Intelligenz (KI). Derzeit nutzen sie 27 Prozent der Unternehmen, wie am Donnerstag aus einer Umfrage des Münchner Ifo-Instituts hervorgeht. Im Vorjahr waren es noch 13,3 Prozent. „Die Entwicklung wird sich vermutlich noch beschleunigen“, sagte Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen. „Die Firmen erwarten, dass der Einsatz von KI ihre Produktivität um mehr als zehn Prozent erhöht.“ Für rund jedes fünfte Unternehmen sei KI gegenwärtig jedoch kein Thema. Etwa 17,5 Prozent planten, KI in den kommenden Monaten einzusetzen.
In nahezu allen Branchen steigt die Zahl der Betriebe, die KI in ihren Abläufen einsetzen. Das berichteten mehr als 33 Prozent in der Autobranche, Elektronikindustrie, Pharmabranche sowie in der Textil- und Bekleidungsindustrie. Bei den Dienstleistern stechen laut Ifo vor allem die Werbung und Marktforschung (72 Prozent) sowie IT-Dienstleister (rund 60 Prozent) hervor. Im Handel nutzen 22 Prozent der Firmen KI. Nur 11,6 Prozent sind es im Baugewerbe. Die Skeptiker, die derzeit keine Anwendungsmöglichkeiten sehen, finden sich insbesondere im Bausektor (rund 42 Prozent) und in der Gastronomie (40 Prozent).
Noch größer als die Angst um die Arbeitsplätze ist laut der Erhebung die Sorge um eine zunehmende Ungleichheit. So glauben 53 Prozent der befragten Deutschen, dass mit der weiteren Verbreitung von KI die Gebildeten und Intelligenten immer schlauer würden, während der Rest zurückbleibe. Nur ein Viertel der Befragten zeigte sich demnach optimistisch. Im Gesamtschnitt aller sechs Länder lägen die Werte bei 51 zu 21 Prozent. Generell sähen die Menschen in diesen Ländern mehr Risiken als Chancen bei der KI - und zwar mit 36 zu 21 Prozent.
Fast die Hälfte der Deutschen glaubt, dass Arbeitsplätze wegfallen werden
Sogenannte generative KI hingegen schürt in vielen europäischen Staaten Skepsis und Angst etwa vor dem Jobverlust, wie aus einer Umfrage des Kreditversicherers Allianz Trade unter fast 6300 Personen in Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien, Polen und Spanien hervorgeht. Im Schnitt äußerten 36 (Deutschland: 35) Prozent Bedenken hinsichtlich der Risiken künstlicher Intelligenz. Mit 47 Prozent erwarten fast die Hälfte der Befragten in Deutschland, dass KI die Zahl der verfügbaren Arbeitsplätze verringern wird. Dem entgegen steht in der Bundesrepublik etwas mehr als ein Drittel, die davon ausgehen, dass KI die Zahl der Jobs erhöhen wird.
„Die rasante Entwicklung von generativer KI hat die Arbeitswelt zuletzt revolutioniert“, sagte Allianz-Fachmann Arne Holzhausen. „Experten erwarten dadurch erhebliche positive wirtschaftliche Auswirkungen, die Bevölkerung in vielen europäischen Ländern ist von dem schnellen Umbruch verunsichert und in der Folge skeptisch.“ Die Menschen fürchteten insbesondere, „dass Arbeitsplätze wegfallen oder sich das bereits vorhandene Bildungsgefälle noch weiter intensiviert“.
Interessant sei der Zusammenhang zwischen Bildungsniveau und Optimismus. Je gebildeter die Menschen seien, desto optimistischer seien sie auch in puncto KI, sagte Holzhausen. Der Schlüssel zum Erfolg liege nicht darin, Mitarbeitende durch KI-Tools zu ersetzen, sondern KI einzusetzen, um die Fähigkeiten der Menschen zu ergänzen und zu erweitern.
Unter generativer KI verstehen Experten Programme, die eigenständig neue Inhalte wie Texte, Bilder oder Videos auf Grundlage weniger Befehle erstellen und dafür auf Informationen aus dem Internet zurückgreifen. Bekannt ist vor allem ChatGPT. (Reuters)
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