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Eine Frau hält eine Geldbörse mit Banknoten in der Hand.

© dpa/Monika Skolimowska

Erhöhte Energiepreise: Bundesbank rechnet im Mai mit steigender Inflation

Die Inflationsrate soll im Mai und in den kommenden Monaten wieder steigen. Gleichzeitig nimmt die Wirtschaftsleistung Deutschlands nach Angaben der Bundesbank wieder etwas Fahrt auf.

Die deutsche Inflation dürfte laut Bundesbank im Mai anziehen und in den kommenden Monaten um ein etwas höheres Niveau schwanken. Grund hierfür seien zunächst statistische Effekte beim öffentlichen Personennahverkehr, teilte die deutsche Zentralbank in ihrem am Mittwoch veröffentlichten Monatsbericht mit.

Sie verweist darauf, dass die durchschnittlichen Fahrscheinpreise mit der Einführung des Deutschlandtickets im Mai 2023 „sprunghaft“ gesenkt wurden. Außerdem dürften die Energiepreise in der Vorjahresbetrachtung im Mai und im späteren Verlauf des Jahres aufgrund von Basiseffekten wieder zulegen, so die Prognose der Bundesbank.

Insgesamt bestehen demnach weiterhin Risiken für den grundlegenden Prozess rückläufiger Inflationsraten: „So fiel das Lohnwachstum zuletzt kräftiger als erwartet aus. Dadurch könnte insbesondere der immer noch hohe Preisdruck bei Dienstleistungen länger anhalten“, warnten die Volkswirte der deutschen Zentralbank.

Bundesbankchef Joachim Nagel wies im „Handelsblatt“ darauf hin, dass die Löhne in letzter Zeit recht stark gestiegen seien: „Insbesondere in Deutschland“, fügte er hinzu. Dazu kam es aus seiner Sicht, nachdem die Kaufkraft der Löhne durch die hohe Inflation erheblich geschwächt worden sei: „Die Löhne holen auf und gewinnen an Kaufkraft zurück, da die Gewerkschaften von einer sehr guten Verhandlungsposition und einem robusten Arbeitsmarkt profitieren.“ Er sehe keine Anzeichen für eine sich selbst verstärkende Lohn-Preis-Spirale.

Wirtschaft nimmt an Fahrt auf

Gleichzeitig bleibt die deutsche Wirtschaft laut Bundesbank voraussichtlich auf dem Wachstumspfad. „Im zweiten Quartal 2024 dürfte die Wirtschaftsleistung erneut etwas ansteigen“, schrieben die Volkswirte der deutschen Zentralbank in ihrem am Mittwoch vorgelegten Monatsbericht.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) war von Januar bis März um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal gestiegen, nachdem es Ende 2023 noch um 0,5 Prozent geschrumpft war. Insbesondere der Bau, aber auch die Industrie und wohl auch die Dienstleister legten im ersten Vierteljahr 2024 zu, wie die Bundesbank erläuterte: „Die Dienstleister dürften ihre Erholung fortsetzen. Diese könnte sich sogar noch verbreitern und verstärken, wenn auch vom privaten Konsum wieder erste Impulse kommen.“

Damit dürften die steigenden realen verfügbaren Haushaltseinkommen gegenüber der Verunsicherung der Konsumenten die Oberhand gewinnen: „Weitere Kaufkraftgewinne sind zu erwarten, da der Arbeitsmarkt voraussichtlich robust bleibt und die Löhne weiter kräftig steigen.“

In der Industrie könnten sich die energieintensiven Branchen nach Ansicht der Bundesbank-Volkswirte moderat erholen. Für eine nachhaltige Belebung der Industrie müssten jedoch auch die Neuaufträge wieder breit angelegt anziehen. Dies stehe bislang noch aus. „Insgesamt nimmt die Konjunktur in der Grundtendenz wohl allmählich etwas Fahrt auf“, so das Fazit der Bundesbank-Experten.

Die deutsche Inflationsrate war im April erstmals in diesem Jahr nicht weiter gesunken: Waren und Dienstleistungen kosteten wie schon im März 2,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Inflation im Euroraum lag zuletzt bei 2,4 Prozent und damit nicht mehr weit entfernt vom EZB-Ziel von 2,0 Prozent, das die Notenbank für die 20-Länder-Gemeinschaft anstrebt.

Die Währungshüter der EZB haben auf ihrer jüngsten Geldpolitik-Sitzung im April den Boden für eine erste Zinssenkung Anfang Juni bereitet. Dann werde die Europäische Zentralbank (EZB) voraussichtlich bereit sein für diesen Schritt. Derzeit liegt der Einlagensatz weiter auf dem Rekordniveau von 4,00 Prozent. Diesen erhalten Finanzinstitute, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder horten. (Reuters)

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