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Wirtschaft: Ericsson enttäuscht die Anleger

Schwedischer Mobilfunkkonzern baut Verluste ab – aber weniger als erwartet/ Pessimistischer Ausblick für 2003

Berlin (vis/dpa). Enttäuschende Nachrichten aus der Mobilfunkbranche: Der schwedische Mobilfunkkonzern Ericsson hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2002 weiter Verluste geschrieben und auch beim Ergebnis die Erwartungen der Analysten enttäuscht. Zwar konnte der Hersteller von Handys und Netzwerkausrüstung seinen Verlust im vierten Quartal 2002 im Vergleich zur Vorjahresperiode reduzieren, allerdings nicht so deutlich, wie es erwartet wurde. Zudem gab EricssonChef Kurt Hellström einen wenig optimistischen Ausblick für das laufende Jahr: „Ich würde liebend gerne sagen, dass die Wende da ist, aber es gibt in der nahen Zukunft keine Anzeichen dafür“, prognostizierte Hellström für die gesamte Branche.

Deutlich positiver hatten sich zuletzt Nokia aus Finnland und Motorola aus den USA präsentiert. Die Nummer eins und zwei auf dem Weltmarkt hatten beide ihre Gewinne im vierten Quartal 2002 stärker gesteigert als von Analysten erwartet. Wegen der anhaltenden Zurückhaltung der Verbraucher erwarten aber beide Konzerne für das laufende erste Vierteljahr eine eher schwache Geschäftsentwicklung. Auch der Wettbewerber Siemens, auf dem Weltmarkt vor Sony-Ericsson die Nummer vier, steigerte im abgelaufenen Quartal den Absatz von neun auf elf Millionen Handys. Der Quartalsumsatz des Mobilfunkbereichs ICM fiel jedoch wegen niedrigerer Netzwerk-Erlöse von 3,1 Milliarden auf 2,8 Milliarden Euro, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern stieg von 37 Millionen auf 59 Millionen Euro.

Die Branche leidet unter zwei negativen Tendenzen: Zum einen haben die meisten Europäer bereits ein Handy. In einigen Märkten liegt die Sättigung bereits bei 85 Prozent. Auf der anderen Seite stehen die Mobilfunkausrüster auch in ihren Netzwerksparten unter Druck: Ihre Kunden, die europäischen Mobilfunkbetreiber, sind fast ausnahmslos hoch verschuldet und stellen ihre Investitionen zurück oder verlangen eine Mitfinanzierung der Netze durch die Ausrüster über Lieferanten-Kredite.

Positive Impulse kommen allerdings von neuen Funktionen: Die neuen Farbdisplays und integrierte Digitalkameras, die die Aufnahme und den Versand von Bildern und Fotos ermöglichen, sorgen dafür, dass viele Kunden ihr altes durch ein neues Gerät ersetzen. Dies hat vor allem die gute Nachfrage im letzten Weihnachtsgeschäft gezeigt.

Ericsson ist wie kaum ein anderer führender Hersteller der Welt vom Einbruch des Mobilfunkmarktes getroffen worden. Inzwischen haben die Schweden die Herstellung von Mobiltelefonen in ein Gemeinschaftsunternehmen mit Sony eingebracht. Der Anteil am Weltmarkt lag zuletzt bei 4,8 Prozent. „Ganz klar, unsere Handys waren ein Debakel, deshalb haben wir die Produktion ja aufgegeben. Und als wir auf die Infrastruktur setzten, brach die Konjunktur für alle ein“, sagte Ericsson-Chef Hellström bei der Vorlage der dritten Bilanz in Folge mit riesigen Verlusten. Trotz des harten Sanierungskurses, von mehr als 100000 Beschäftigten Ende 1999 arbeiten jetzt nur noch 65000 im Konzern, bleibt Ericsson das Sorgenkind der Branche. Aber: „Irgendwann“ in diesem Jahr werde man wieder schwarze Zahlen schreiben, verkündete der Konzernchef.

2002 machte Ericsson 19 Milliarden Kronen (rund zwei Milliarden Euro) Verlust. Zusammen mit dem Vorjahresverlust von 21,3 Milliarden hat der Konzern damit seit Anfang 2001 ein Minus von mehr als 40 Milliarden Kronen eingefahren. Im vierten Quartal 2002 verdoppelte der Konzern seinen Verlust vom Vorjahr auf rund 8,3 Milliarden Kronen. Darin enthalten waren Sanierungskosten in Höhe von 6,3 Milliarden Kronen. Im Vergleichszeitraum 2001 hatte das Minus noch 3,5 Milliarden betragen. Die Aktie fiel am Montag in Stockholm um mehr als elf Prozent auf 6,40 Kronen.

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