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Eine Frau trägt ihre Einkäufe in Plastiktüten auf einen Wochenmarkt.

© dpa/Sebastian Kahnert

Erstmals seit März 2021: Inflationsrate dürfte laut Ifo im August unter Zwei-Prozent-Marke rutschen

Insgesamt rechnen Experten mit einer sinkenden Inflationsrate. Doch gerade der Einzelhandel mit Nahrungsmitteln, die Gastronomie und das Hotelgewerbe wollen ihre Preise erhöhen.

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In der Industrie und in konsumnahen Bereichen haben laut dem Ifo-Institut im Juni etwas weniger Unternehmen als im Vormonat Preiserhöhungen geplant. „Die Inflationsrate dürfte ihren Rückgang langsam fortsetzen und im August erstmals seit März 2021 unter die Zwei-Prozent-Marke sinken“, prognostizierte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser am Montag. Das Ifo-Barometer für die Preiserwartungen in der Wirtschaft sank im Juni leicht auf 15,9 Punkte, nach 16,1 im Mai.

Vor allem im Einzelhandel mit Bekleidung und elektrischen Haushaltsgeräten sowie in den Branchen Kunst, Unterhaltung und Erholung ist laut dem Ifo seltener mit Preisanstiegen zu rechnen. In der Unterhaltungselektronik und im Fahrradhandel wird sogar mit sinkenden Preisen geplant. Hingegen vermehrt ihre Preise erhöhen wollen vor allem der Einzelhandel mit Nahrungsmitteln und Getränken, die Kfz-Händler sowie die Gastronomie und das Hotelgewerbe.

Im Verarbeitenden Gewerbe sind die Preiserwartungen auf 6,6 Punkte gesunken, nach 7,4 im Mai. Insbesondere in den nicht-energieintensiven Industriezweigen hat sich der Rückgang fortgesetzt und mit 6,8 Punkten den niedrigsten Wert seit November 2020 erreicht. „In den energieintensiven Industriezweigen dürften die Preisrückgänge mittlerweile gestoppt sein“, teilte das Ifo-Institut mit. Nach 14 negativen Werten in Folge sind dort die Preiserwartungen seit Mai wieder positiv. Sie lagen im Juni weitgehend unverändert bei 2,6 Punkten.

Bei den unternehmensnahen Dienstleistern (inklusive Großhandel) und im Bauhauptgewerbe sind die Preiserwartungen gestiegen auf 22,8 und 1,7 Punkte, nach 21,1 und minus 3,9 im Mai. Damit wollen erstmals seit April 2023 wieder mehr Baufirmen ihre Preise anheben als senken.

Die Punkte bei den Ifo-Preiserwartungen geben an, wie viel Prozent der Unternehmen per saldo ihre Preise erhöhen wollen. Der Saldo ergibt sich, indem man vom prozentualen Anteil der Unternehmen, die ihre Preise anheben wollen, den prozentualen Anteil derer abzieht, die ihre Preise senken wollen.

Das Statistische Bundesamt veröffentlicht im Laufe des Tages die Verbraucherpreisdaten für Juni. Im Mai hatte die Teuerung erstmals in diesem Jahr angezogen. Die Verbraucherpreise legten um 2,4 Prozent zu im Vergleich zum Vorjahresmonat. Von Reuters befragte Experten erwarten, dass sich für Juni ein leichter Rückgang der Teuerungsrate auf 2,3 Prozent ergeben wird. (Reuters)

Verbraucherstimmung trübt sich nach stetem Aufwind im Juli wieder etwas ein

Unterdessen hat nach mehreren Monaten des Aufschwungs die Verbraucherstimmung wieder etwas nachgelassen. Nach Angaben des Handelsverbands Deutschland (HDE) erreichte das sogenannte Konsumbarometer im Juli einen Wert von 97,76 Punkten und damit 1,1 Punkte weniger als im Juni. Zuvor war der Wert vier Mal in Folge angestiegen. Die Verbraucherinnen und Verbraucher blicken also wieder pessimistischer in die Zukunft - ihre Zuversicht ist aber größer als vor einem Jahr.

Für den Einzelhandel besonders relevant ist die Anschaffungsneigung, diese ging nun zurück, wie der HDE am Montag mitteilte. Auch der Blick auf die konjunkturelle Entwicklung trübte sich spürbar ein. „Den zunehmenden Optimismus der jüngsten Konjunkturprognosen teilen sie nicht“, teilte der HDE mit. Die Einkommenserwartungen gingen ebenfalls zurück - das wiederum hat Folgen für die Anschaffungsneigung. Immerhin planen die Verbraucherinnen und Verbraucher aber auch keine weitere Ausweitung ihrer Sparanstrengungen.

Dem Verband zufolge könnte die Eintrübung des Barometers „der Beginn eines negativen Trends sein oder auch nur eine kurzzeitige Pause in einem nachhaltigen Aufwärtstrend“. Vom Konsum gehe somit „weiterhin wohl kein Wachstumsimpuls für die Gesamtwirtschaft aus“.

Das HDE-Konsumbarometer ist ein zukunftsorientierter Index, er bildet nicht das aktuelle Verbraucherverhalten ab, sondern die erwartete Stimmung in den kommenden drei Monaten. Dazu werden einmal im Monat rund 1600 Menschen zu ihrer Anschaffungsneigung, Sparneigung, finanziellen Situation und zu anderen konsumrelevanten Faktoren befragt. (Reuters, AFP)

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