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Wirtschaft: „Es ist cool, bei Verdi dabei zu sein“ Jugendsekretär Bischoff über Nachwuchsarbeit

Herr Bischoff, wie viele Jugendliche gehören zu Verdi? Wir haben 145000 Mitglieder, die jünger als 28 Jahre sind.

Herr Bischoff, wie viele Jugendliche gehören zu Verdi?

Wir haben 145000 Mitglieder, die jünger als 28 Jahre sind. Die meisten stammen aus den Bereichen Handel, Gesundheit und Telekom. Vor allem bei Post und Telekom haben wir einen hohen Organisationsgrad, im Handel gibt es dagegen große Einbrüche, weil dort immer weniger ausgebildet wird.

Gerade mal fünf Prozent der VerdiMitgliedschaft ist also jünger als 28 Jahre?

Ja, das ist erbärmlich. Deshalb haben wir uns das Ziel gesetzt, jedes Jahr mindestens 30000 Jugendliche zu gewinnen. Durch Aktivitäten in Berufsschulen und Betrieben und unsere Jugendbildungsarbeit. Wir unterhalten elf Bildungsstätten, in denen wir Jugend- und Auszubildendenvertreter qualifizieren, aber auch Nichtmitgliedern Seminare anbieten.

Was für Seminare?

Beispielsweise über Rassismus, Globalisierung oder die Nutzung des Internets. Die Seminare sind häufig kostenlos oder sehr günstig, zum Beispiel 30 bis 50 Euro die Woche, Unterkunft und Verpflegung inklusive, und kommen gut an.

Und was passiert in den Berufsschulen?

Wir gehen auf die Schulen zu und bieten Informationsmaterial und die Teilnahme am Unterricht an. Da geht es zum Beispiel um die Bedeutung von Tarifverträgen oder betriebliche Interessenvertretung. Dazu haben wir 50 Teams bundesweit im Einsatz, die auf den Schulhöfen informieren.

Und das kommt an?

Wir sind sehr zufrieden. Indem wir auf die Jugendlichen zugehen und uns in ihre Welt versetzen, wecken wir Interesse an gewerkschaftlicher Interessenvertretung und animieren sie aktiv zu werden.

Warum ist überhaupt das Interesse der Jugend an den Gewerkschaften so gering?

Die meisten sind nicht desinteressiert, aber uninformiert. Das hängt damit zusammen, dass Gewerkschaften in der Schule nicht vorkommen und viele Jugendliche nicht die politische Berichterstattung in den Medien verfolgen.

Gibt es Vorbehalte?

Wir treffen häufig auf Vorurteile. Beispielsweise werden Gewerkschaften als Blockierer wahrgenommen oder mit überzogenen Lohnforderungen in Verbindung gebracht. Deshalb müssen wir in die Schulen, um die Jugendlichen dort abzuholen, Vorurteile zu widerlegen und sie über ihre Rechte und Pflichten im Beruf aufzuklären. Wenn die Leute gut informiert sind, entwickelt sich auch Interesse. Immerhin haben wir 6500 Jugendliche, die als Jugend- und Auszubildendenvertreter in betrieblichen Gremien arbeiten. Wir wollen zeigen, dass es cool ist, bei der Verdi-Jugend dabei zu sein.

Das Gespräch führte Alfons Frese.

Ringo Bischoff (30) ist Jugendsekretär bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Bischoff wurde 1999 Bildungsreferent beim DGB und ist seitdem hauptamtlich für Jugendpolitik zuständig.

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