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Wirtschaft: Esser attackiert die Staatsanwaltschaft

Ex-Mannesmann-Chef: Bonus nach Vodafone-Übernahme war gerechtfertigt – und im Vergleich sogar kärglich

Düsseldorf (tas). Am dritten Verhandlungstag im Düsseldorfer MannesmannProzesses ging Klaus Esser mit seinen Anklägern hart ins Gericht. Der ehemalige Vorstandschef der Industrielegende Mannesmann warf der Staatsanwaltschaft vor, Medienpropaganda zu betreiben. Mit plumpen Tricks und der Verdrehung von Tatsachen würde sie eine exzessive Kampagne gegen ihn inszenieren. „Die Staatsanwaltschaft wollte Zeugen zu unrichtigen Aussagen bewegen, was ihr jedoch nicht gelang. Und trotzdem hält sie an Vorwürfen fest, die nicht belegbar sind“, sagte Esser. Richterin Brigitte Koppenhöfer rügte ihn allerdings wegen der Wortwahl im Anschluss an den Vortrag.

Esser forderte das Gericht auf, Klärung darüber herbeizuführen, wie viele der 13 Vorwürfe des Anklagesatzes und der 70 weiteren Vorwürfe aus der gesamten Anklageschrift überhaupt Gegenstand der Verhandlung seien. „13 von 13 Behauptungen sind schon einmal unrichtig, und ich beweise gerne Punkt für Punkt, dass dies bei den anderen 70 auch so ist“, sagte Esser.

In seinen Ausführungen zur Sache, nahm sich der Manager am Mittwoch rund drei Stunden Zeit und beantwortete danach noch zahlreiche Fragen des Gerichtes. Auf einen Dialog mit der Staatsanwaltschaft wollte er sich jedoch nicht einlassen, weil er schon bei den Ermittlungen 30 Stunden lang 500 Fragen beantwortet habe. Die anderen Mitangeklagten, darunter Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann und der ehemalige IG Metall-Chef Klaus Zwickel hatten ihre Aussagen bereits in der vergangenen Woche gemacht, aber keine weiteren Fragen beantwortet.

Esser erzählte die Geschehnisse während der Übernahmeschlacht detailgetreu aus seiner Sicht. Dabei ging er auch darauf ein, wie es zu den Prämienzahlungen an ihn und weitere Konzernmanager gekommen sei. Esser betonte, er habe nicht um eine Sonderprämie gebeten. Sie sei ihm vom Großaktionär Hutchison Whampoa angetragen worden. Er habe die Annahme im Gegenteil von zahlreichen Bedingungen – etwa der Zustimmung des künftigen Mehrheitseigentümers Vodafone – abhängig gemacht. Er habe sich auch Rechtsberatung eingeholt. „Ich war in der Frage Bonuszahlungen nicht Förderer, sondern eher Aufklärer und Bremser.“ Deswegen habe er es auch für inakzeptabel gehalten, dass der Mitangeklagte, Ex-Aufsichtsratschef Joachim Funk, über dessen eigene Prämie abgestimmt habe.

Die Staatsanwaltschaft sieht das anders. Sie wirft Esser und weiteren fünf Mitangeklagten vor, Prämienschiebereien zum Schaden von Mannesmann veranlasst und gedeckt zu haben. Bei einer der größten Übernahmeschlachten in der deutschen Geschichte im Jahr 2000 flossen Abfindungen in Höhe von fast 60 Millionen Euro. Gerechtfertigt, wie Esser findet: „Der Verantwortung für die Bonuszahlungen stelle ich mich auch heute noch gerne.“ Der Bonus von 15,9 Millionen Euro sei nur „ein Bruchteil dessen“, was er erhalten hätte, wenn Mannesmann bereits – wie international üblich – ein Aktienoptionsprogramm eingeführt hätte, sagte Esser weiter. In diesem Fall wären 100 Millionen Euro oder mehr auf sein Konto geflossen, sagte der Manager. Aber auch im deutschen Vergleich sei die Prämie eher kärglich bemessen. Üblich seien Prämien von einem Prozent der erzielten Wertsteigerung. Er habe nur ein Hundertstel erhalten. Während des Übernahmekampfs stieg der Wert des Mannesmann-Konzerns um rund 150 Milliarden Euro.

Am Donnerstag werden die ersten Zeugen vor Gericht erwartet. Als erster ist der ebenfalls mit einem Millionen-Bonus bedachte frühere Mannesmann-Vorstand Kurt-Jürgen Kinzius geladen. Er wird laut Richterin Koppenhöfer aber die Aussage verweigern. Mit Spannung wird der Auftritt des ehemaligen Vodafone-Chefs Chris Gent erwartet, der voraussichtlich am 25. März vor der 14. Strafkammer erscheinen wird.

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