zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Familienfirmen fühlen sich benachteiligt

Unternehmen: Aktuelle Steuerdebatte geht an den Problemen vorbei

Berlin - Daimler-Chrysler oder die Deutsche Telekom kennt jeder, die Quarzwerke Frechen oder die William Prym GmbH aus Stolberg kennt niemand. Dabei gibt es letztere schon seit 19 Generationen. Der Milchkonzern Müller oder der Bleistifthersteller Faber-Castell sind eine absolute Ausnahme unter den Familienunternehmen. Und die beklagen jetzt, dass die fehlende Öffentlichkeit fatale Folgen hat: Nicht nur ihre Firmennamen sind niemandem bekannt, sondern auch ihre Probleme.

„Die Diskussion über die Unternehmenssteuerreform zwischen Hans Eichel und Wolfgang Clement trifft das Problem nicht“, sagte Brun-Hagen Hennerkes, Vorstand der vor Kurzem gegründeten Stiftung Familienunternehmen, am Montag in Berlin. Die allermeisten Unternehmen in Deutschland seien Personengesellschaften, nicht Kapitalgesellschaften. „Es geht deshalb vor allem um die Einkommensteuer, nicht um die Unternehmenssteuer“, sagte Hennerkes. Die 30 im Dax notierten Konzerne beschäftigten in Deutschland nur 1,8 Millionen Menschen, die von ihren Eigentümern geführten Unternehmen dagegen ein Vielfaches. 85 Prozent aller Ausbildungsplätze würden hier gestellt.

„Die Aufmerksamkeit, die den Dax-Konzernen zufließt, ist zu groß“, beklagte Hennerkes. Zumal Unternehmen, bei denen ihre Eigentümer an der Spitze stehen, sogar erfolgreicher sind. Das zeigt ein Vergleich der Kursentwicklung des Dax mit dem Gex, in dem die Deutsche Börse rund 120 in Frankfurt notierte Aktien von eigentümergeführten Unternehmen zusammengefasst hat (siehe Grafik).

Vor allem würden aber auch neue Arbeitsplätze nicht von den Großkonzernen, sondern in den Familienunternehmen geschaffen, sagte Hennerke. Diese Firmen seien auch dem Standort Deutschland treuer, schließlich hätten eigentümergeführte Unternehmen „andere Freiheiten als Manager, die dem Aktionärsdruck unterliegen“, sagte Hennerkes. Eine Studie, die der Bamberger Steuerrechtler Georg Crezelius für die Stiftung Familienunternehmen erarbeitet hat, kommt aber zum Ergebnis, dass der Gesetzgeber die Auswirkungen seiner Gesetze auf Familienunternehmen nicht genügend durchdenke. Bei der Erweiterung von Steuernormen würden Familienunternehmen sogar teilweise benachteiligt.

Gefordert sei eine Reform der Erbschaftssteuer, sagte Hennerke. Unter bestimmten Umständen sollte sie ganz wegfallen, weil sie die Unternehmen zu viel Kapital koste, das eigentlich in Investitionen gesteckt werden müsste. Die Steuerlast insgesamt solle auf 30 bis 32 Prozent gesenkt werden.

Dabei sind die Steuern nicht das einzige Problem. Die bürokratischen Anforderungen seien mittlerweile eine „große Last“, sagte Robert Lindemann-Berk, Gesellschafter und Geschäftsführer der Quarzwerke in Frechen. „Wir müssen immer mehr Leute einstellen, um die rein administrativen Arbeiten zu erledigen.“ Deshalb müsse Bürokratie abgebaut und jedes Gesetz darauf überprüft werden, ob es Arbeitsplätze schaffe oder vernichte.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false