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Wirtschaft: Feste feiern, feste arbeiten

Von Ursula Weidenfeld Die Kirchen mahnen, dass der Respekt vor den Feiertagen verloren geht, wenn alles, was heilig ist, zur Disposition gestellt werden darf. Die Gewerkschaften klagen, dass die neuesten Zumutungen von Wirtschaftsminister Wolfgang Clement wieder einmal nur die Arbeitnehmer treffen sollen.

Von Ursula Weidenfeld

Die Kirchen mahnen, dass der Respekt vor den Feiertagen verloren geht, wenn alles, was heilig ist, zur Disposition gestellt werden darf. Die Gewerkschaften klagen, dass die neuesten Zumutungen von Wirtschaftsminister Wolfgang Clement wieder einmal nur die Arbeitnehmer treffen sollen. Und die Unternehmen jammern, man möge ihnen doch wenigstens möglichst die Feiertage vom Halse schaffen, die einen weitgehend arbeitsfreien Brückentag nach sich ziehen.

Und doch liegt die Antwort auf die Frage, ob und wie stark sich Deutschland in diesen Monaten verändert, weniger in der Frage, wie viele Feiertage sich das Land leistet. Die Antwort liegt in der Frage, wie viel es zu welchem Preis arbeitet. Niemand müsste das Tabuthema Feiertage antasten, wenn das Thema Arbeitszeit nicht tabu wäre: Gäbe es unter den Arbeitnehmern die Bereitschaft, ohne Lohnausgleich etwas mehr oder ohne Überstundenausgleich etwas länger zu arbeiten, wären die Feiertage auch den Arbeitgebern wieder höheren Respekt wert.

Den Firmen geht es nicht darum, einen Feiertag zu streichen. Ihnen geht es darum, die Kosten für den Faktor Arbeit zu senken. Wenn die Arbeitnehmer bereit sind, mehr und flexibler zu arbeiten, ist das für die Wirtschaft mehr wert als der symbolträchtige Konflikt um den einen oder anderen Feiertag. Die Arbeitszeitkonten, die in den vergangenen Jahren in vielen deutschen Unternehmen eingeführt wurden, zeigen: Wenn die Arbeit flexibler wird, wird sie billiger. Und Arbeitsplätze werden damit sicherer. Auch wenn das in der Rezession nicht sichtbar ist: Langfristig geht diese Rechnung auf.

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