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Alianz: Fiat und Chrysler starten neuen Autokonzern

Fiat und Chrysler haben am Mittwoch ihre globale Autoallianz besiegelt. Die Italiener übernehmen wie vereinbart zunächst 20 Prozent an dem US-Autobauer und können ihren Anteil langfristig deutlich aufstocken.

Berlin - Fiat und Chrysler haben am Mittwoch ihre globale Autoallianz besiegelt. Die Italiener übernehmen wie vereinbart zunächst 20 Prozent an dem maroden US-Autobauer und können ihren Anteil langfristig deutlich aufstocken. Für Chrysler war erst vor gut fünf Wochen das Insolvenzverfahren eröffnet worden.

„Dies ist ein sehr bedeutender Tag nicht nur für Chrysler, sondern auch für die globale Automobilindustrie insgesamt“, sagte Fiat-Chef Sergio Marchionne, der zum Vorstandsvorsitzenden der neuen Chrysler-Group ernannt wurde. Er sei sich sicher, dass die „Allianz ein konstruktiver und wichtiger Schritt zur Lösung der Probleme in unserer Industrie sein wird“. Fiat und Chrysler würden ein Beispiel dafür geben, „wie Automobilunternehmen künftig profitabel arbeiten können“, sagte Marchionne.

Wenige Stunden zuvor hatte das Oberste Gericht der USA den Weg für den raschen Einstieg von Fiat bei dem insolventen US-Autobauer frei gemacht. Der Supreme Court hob die am Montag verfügte Blockade des Geschäfts wieder auf, die eine kleine Gruppe von Gläubigern – darunter vor allem drei Rentenfonds aus dem US-Staat Indiana – beantragt hatte. Sie hätten nicht nachweisen können, dass eine solche Verzögerung gerechtfertigt sei, hieß es zur Begründung. Vorerst hält die Autogewerkschaft UAW – im Gegenzug für Milliarden-Zugeständnisse – über ihren Betriebsrentner-Gesundheitsfonds die Mehrheit am neuen Unternehmen. Den Rest bekommen die USA und Kanada. Fiat darf erst die Mehrheit übernehmen, wenn alle Schulden gegenüber den beiden Staaten abbezahlt sind. Die bisherigen Gläubiger müssen sich im Zuge des Verkaufs mit rund zwei Milliarden Dollar (1,4 Milliarden Euro) zufriedengeben. Ihnen schuldete Chrysler zuletzt knapp sieben Milliarden Dollar.

Der ungewöhnlich schnelle Abschluss des Insolvenzverfahrens gibt auch dem größten US-Autobauer General Motors (GM) Anlass zur Hoffnung. Die bisherige Opel-Mutter steckt seit Anfang Juni in der Insolvenz und will binnen 60 bis 90 Tagen einen Neuanfang über eine weitgehende Verstaatlichung schaffen. Der Fall ist aber weit komplizierter. Fiat war im Bieterstreit um Opel dem österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna und seinen russischen Partnern unterlegen. Ursprünglich hatte Marchionne das Ziel verfolgt, mit der Dreierallianz Fiat, Chrysler, Opel einen globalen Autokonzern zu schmieden. Doch die „Hochzeit im Himmel“ fiel aus – vorerst jedenfalls. Denn inzwischen wird spekuliert, dass Fiat eine Allianz mit der französischen PSA Peugeot Citroën anstreben könnte.

Ob Fiat allein mit dem neuen Unternehmen Chrysler langfristig Erfolg hat, ist bei Branchenexperten keineswegs sicher. Fiat-Chrysler könnte für dauerhafte Gewinne die ausreichende Größe fehlen. Gemeinsam kamen die Konzerne 2008 rechnerisch auf rund 4,2 Millionen verkaufte Autos. Marchionne bezeichnet knapp sechs Millionen Fahrzeuge als die kritische Marke. mot/dpa

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