Service: Anleihe sticht Aktie
Die Anleger Frage an Oliver Borgis Leiter des Portfoliomanagements der Weberbank: Aktien oder Renten? An den Börsen wird das Thema US-Rezession gespielt – an den Geld- und Rentenmärkten sinken die Zinsen, die Vertrauenskrise hält an. Wie sollten sich Privatanleger jetzt verhalten?
Bis Mitte des vergangenen Jahres haben Aktien fette und Renten magere Jahre erlebt. Seitdem hat sich das Blatt gewendet, da sinkende Zinsen bei festverzinslichen Wertpapieren mit Kurssteigerungen einhergehen: Schon von Juli 2007 bis Dezember 2007 brachte der Dax kein Plus mehr zustande, der Rentenindex Rex aber gute drei Prozent. Seit Jahresanfang produzierte der Dax nun ein Minus von rund 13 Prozent, dem Rex-Performanceindex gelangen dagegen neuerlich gut drei Prozent Plus.
Nicht immer entwickeln sich Renten- und Aktienmärkte gegenläufig. Sie tun es aber typischerweise in Phasen einer kippenden Konjunktur. Ob die US-Konjunktur tatsächlich in die Rezession abkippt, wird erst in drei Monaten anhand der Wachstumszahlen für das erste Quartal 2008 festzustellen sein. Solange kann das Thema unwiderlegt „gespielt“ werden. Wir gehen davon aus, dass der Trend zugunsten von Renten in den kommenden Wochen und Monaten noch anhält, bevor im zweiten Halbjahr Aktien wieder attraktiver werden. Rente ist aber nicht gleich Rente, Anleihen von bonitätsschwachen Schuldnern haben seit Jahresanfang im Mittel 10 Prozent an Wert verloren. Bevorzugen sollten Anleger einstweilen also in- und ausländische Staatsanleihen oder Pfandbriefe.
Der ideale Zeitpunkt zum Wechsel aus Aktien in Renten war im vergangenen Sommer – die meisten haben ihn verpasst. Wer eine langfristige Anlagestrategie verfolgt, sollte sich gut überlegen, ob er jetzt überhaupt noch Aktien verkauft. Das Risiko, den Wiedereinstieg zu verpassen und dann möglicherweise langfristig zu wenig Aktien zu haben, weil man ja nicht teurer zurückkaufen will, ist vorab einzukalkulieren. Wer aber flexibel agiert, dem ist für die nächsten Monate ein höherer Rentenanteil zu empfehlen, um dann im Jahresverlauf wieder stärker in Aktien zu wechseln. Konkreter lässt sich das angemessene Mischungsverhältnis zwischen Aktien und Renten nur anhand der individuellen Anlageziele und Risikotragfähigkeit beziffern.
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