zum Hauptinhalt
Bill Gross, "Bondkönig" und Gründer von Pimco, wechselt zu Janus.

© Reuters

Paukenschlag an den Börsen: "Bondkönig" Bill Gross verlässt Pimco

Der Star-Investor Bill Gross verlässt völlig überraschend die Allianz-Tochter Pimco. Die Allianz-Aktie verliert. Mit seinem Abgang geht ein Krimi zu Ende, der die Finanzmärkte seit mehr als einem Jahr beschäftigt.

Von Andreas Oswald

Es ist ein Paukenschlag für die Finanzmärkte: Investorenlegende Bill Gross verlässt überraschend die von ihm gegründete Allianz-Tochter Pimco. Der wegen seiner jahrelangen Erfolge an den Anleihemärkten als „Bondkönig“ bekannte Gross geht zum Vermögensverwalter Janus Capital, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Die Trennung von Pimco verlief wohl alles andere als einvernehmlich. In Finanzkreisen heißt es, Gross sei mit der Flucht zu Janus seiner Kündigung zuvorgekommen. Die Finanzmärkte reagierten heftig auf die Personalie. Die Janus-Aktie hob ab, das Allianz-Papier rutschte kräftig ins Minus.

Gross war heftig in die Kritik geraten, als seine Fonds plötzlich schlechte Ergebnisse zeigten und Anleger in Scharen davonliefen. Vor allem seine Performance im ersten Halbjahr war schlecht. Obwohl Anleihen von Rekord zu Rekord eilten, stand er mit seinen Fonds offenbar auf der falschen Seite des Marktes. Seit Monaten ist der Mann Gespräch an den Finanzmärkten. Die Ereignisse um ihn und seine Fonds werden in Wirtschaftszeitungen wie ein Krimi verfolgt. Bill Gross ist ein Paradebeispiel dafür, dass die Wertsteigerungen bei erfolgreichen Fondmanagern selten nachhaltig sind.

In einer Erklärung ließ Bill Gross verlauten, er verlasse Pimco, "um ein einfacheres Leben zu führen".

Die Lage bei Pimco spitzt sich weiter zu

Mit dem Abgang spitzt sich die Lage bei Pimco weiter zu. Nach dem überraschenden Abgang von Gross' Kronprinzen Mohamed El-Erian zu Jahresbeginn - nach einem heftigen Machtkampf - rang das Unternehmen zuletzt mit Spekulationen um eine Führungskrise und mit massiven Mittelabzügen. Nach 16 Monaten mit Abflüssen ist das Volumen des Flaggschifffonds „Pimco Total Return“ um etwa 70 Milliarden auf zuletzt 222 Milliarden Dollar geschrumpft, wie dpa berichtet. Diese Woche wurde auch noch bekannt, dass die US-Börsenaufsicht wegen des Verdachts auf geschönte Bilanzen ermittelt. Gross, der bislang den weltweit größten Anleihefonds managte, verlässt Pimco mit sofortiger Wirkung. Der 70-Jährige tritt den Job bei Janus bereits am Montag an und wird dort ein neu aufgelegtes Rentenportfolio verwalten. „Ich habe Janus wegen der langjährigen Beziehung zu CEO Dick Weil und meinem Respekt für ihn als nächstes Zuhause gewählt“, sagte Gross, der Pimco 1971 gegründet hat. Die Gesellschaft verwaltete Ende Juni laut eigenen Angaben knapp zwei Billionen Dollar an Anlegergeldern und ist damit eine der treibenden Kräfte an den internationalen Finanzmärkten. In einer Pressemitteilung erklärte Pimco, im Laufe des Jahres sei immer klarer geworden, dass Gross und die restliche Führungsmannschaft „fundamentale Differenzen“ über den künftigen Kurs hätten. Pimco-Mutter Allianz teilte lediglich mit, Gross' Rücktritt zur Kenntnis genommen zu haben. Der Nachfolger werde alsbald bekanntgegeben. Aus Unternehmenskreisen erfuhr die Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX, dass Gross' langjähriger Wegbegleiter El-Erian für den Posten nicht zur Verfügung stehe.

Die US-Börsenaufsicht ist alarmiert

Ärger droht auch von der US-Börsenaufsicht: Das Unternehmen soll die Renditen eines 3,6 Milliarden Dollar (2,8 Mrd Euro) schweren Indexfonds künstlich aufgebläht haben, berichtete das „Wall Street Journal“ am Mittwoch unter Berufung auf eingeweihte Kreise.
An den Finanzmärkten fielen die Reaktionen auf die Abgangsmitteilung am Freitag heftig aus. Die Janus-Aktie legte New Yorker Handel zwischenzeitlich um mehr als 36 Prozent zu, das Allianz-Papier geriet mit sechs Prozent ins Minus.
Thomas Seidl vom US-Analysehaus Bernstein Research rechnet mit Lockangeboten für Pimco-Kunden, die zu Janus wechseln, berichtet dpa. Dafür spreche die gute Anlagehistorie von Gross. Selbst an den Rentenmärkten machte sich die Nachricht deutlich bemerkbar - die Renditen von US-Staatsanleihen zogen kräftig an. Händler spekulieren, dass Pimco sein Engagement nach Gross' Abschied weiter abbauen könnte. Der Total Return Fonds hat 41 Prozent seines Portfolios in US-Staatstitel oder Papiere investiert, die auf deren Wertentwicklung wetten. (mit dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false