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© dpa

Gewinneinbruch: Finanzkrise trifft Münchener Rück

Die Verwerfungen an den globalen Kapitalmärkten haben dem weltgrößten Rückversicherer Münchener Rück 2008 einen Gewinneinbruch beschert. Das Unternehmen verdiente zwischen Oktober und Dezember nur noch etwa ein Sechstel des Vorjahreswertes.

Der Überschuss der Münchener Rück sackte um fast zwei Drittel von 3,9 Milliarden auf 1,5 Milliarden Euro ab. Nach dem schlechten dritten Quartal fiel auch das letzte Vierteljahr extrem mager aus: Im Zeitraum Oktober-Dezember verdiente das Unternehmen unter dem Strich mit rund 100 Millionen Euro nur noch etwa ein Sechstel des Vorjahreswertes.

Finanzvorstand Jörg Schneider sprach am Mittwoch in München dennoch von einem passablen Ergebnis. "Wir sind nicht ungeschoren aus der Krise gekommen, aber wir können relativ zufrieden sein." Eine Prognose für 2009 wagte Schneider zwar nicht, da es dafür noch zu früh sei und die Finanz- und Wirtschaftskrise anhält. Der Konzern sei aber "relativ gut aufgestellt", sagte er. "Wir gehen nicht mit Altlasten ins Jahr 2009. Ich bin vor dem Hintergrund eines schwierigen Umfeldes verhalten optimistisch."

Ursprünglich hatte das Unternehmen einen Gewinn von bis zu 3,4 Milliarden Euro angepeilt, sich von diesem Ziel aber wegen der Börsen-Talfahrt schrittweise verabschiedet - zuletzt, nachdem die Münchner im Sommer nur knapp an einem Quartalsverlust vorbeigeschrammt waren. Größte Risiken für die Münchener Rück seien hohe Schäden durch Naturkatastrophen wie schwere Stürme oder Erdbeben in Regionen wie Europa und den USA, sagte Schneider. Die Kapitalanlagen seien dagegen weitgehend abgesichert und der Konzern stehe auf einer soliden Eigenkapitalbasis. Zwar könnte es bei festverzinslichen Wertpapieren zu nennenswerten Verlusten kommen, "aber nichts Existenzbedrohendes", sagte Schneider. Vor diesem Hintergrund sieht er das Unternehmen auch für Aktienrückkäufe weiter gut gerüstet. Die Dividende für 2008 soll mit 5,50 Euro je Aktie stabil bleiben.

Nicht wieder auf das alte Niveau

Die Münchener Rück hatte in den vergangenen Jahren ihre Aktienquote schrittweise zurückgefahren auf mittlerweile netto unter 2 Prozent. Zwar sei man bereit, das Engagement hier wieder etwas zu erhöhen, sagte Schneider, doch stehe fest: "Aufs alte Niveau gehen wir gewiss nicht wieder."

Wegen der Verwerfungen an den Kapitalmärkten musste die Münchener Rück zwar im vierten Quartal erneut hohe Abschreibungen auf Aktienbestände vornehmen, doch ergab sich durch Zuschreibungen sowie Abgangsgewinne und -verluste aus Aktien und Derivaten per saldo ein Plus von 700 Millionen Euro. Auf festverzinsliche Wertpapiere schrieb die Münchener Rück im Schlussquartal 400 Millionen Euro ab, damit summierten sich hier die Abschreibungen im Gesamtjahr auf 500 Millionen Euro.

Naturkatastrophen und von Menschen verursachte Großschäden trafen das Unternehmen 2008 überdurchschnittlich stark. Dadurch stieg die für das Versicherungsgeschäft wichtige Schaden-Kosten-Quote in der Rückversicherung von 96,4 auf 99,5 Prozent. Je weiter die Quote unter 100 Prozent liegt, desto profitabler arbeiten Versicherer. Schneider hob vor allem den Wirbelsturm "Ike" hervor, der im vergangenen September über die Karibik hinweggefegt war und auch die texanische Golfküste getroffen hatte. Alleine bei der Münchener Rück hatten die Schäden durch "Ike" mit einer Belastung von 400 Millionen US-Dollar zu Buche geschlagen. In der maßgeblich von der Tochter Ergo (unter anderem Hamburg-Mannheimer, D.A.S., Victoria) bestimmten Erstversicherung sorgten die Kapitalmarkt-Turbulenzen für einen Ergebniseinbruch von 781 Millionen Euro im Vorjahr auf 92 Millionen Euro.

In der Rückversicherung geht die Münchener Rück weiter von steigenden Preisen aus. Bei der Erneuerung zum Jahreswechsel habe man höhere Preise durchsetzen können, erklärte Münchener-Rück-Vorstand Torsten Jeworrek. "Die Trendwende ist geschafft. Der Verfall der Rückversicherungspreise der vergangenen Jahre ist gestoppt." (mpr/dpa)

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