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Die Deutschen kaufen mehr Gewürze als früher.

© promo

Ein scharfes Geschäft: Firma Fuchs macht kleinen Gewürz-Anbietern das Leben schwer

Die Deutschen kochen gerne mit Gewürzen, der Import steigt. Dominiert wird der Markt von der Firma Fuchs, die einen Marktanteil von 80 Prozent hält. Kleine Anbieter haben es schwer.

Was wäre die Paella ohne Safran, das Steak ohne Pfeffer? Langweilig. Erst Gewürze bringen ordentlich Aroma und Farbe ins Essen. Dafür stecken die Menschen seit Tausenden von Jahren alles in Topf und Pfanne, was schmeckt: Rosmarinblätter, Ingwerwurzeln oder Zimtrinde.

Die meisten Gewürze, die heutzutage in deutschen Supermärkten stehen, kommen von weither: Muskatnüsse aus Indonesien, Pfeffer aus Brasilien und Vietnam, Paprika aus China. Und weil die Deutschen gerne unterwegs in der Fremde sind und sich dort durch die Garküchen und Restaurants schlemmen, wollen sie auch am heimischen Herd immer exotischere Gewürze.

„Die Deutschen sind Reiseweltmeister. Und das, was sie in fernen Ländern probieren, möchten sie auch gerne zu Hause nachkochen“, sagt Dirk Radermacher vom Fachverband der Gewürzindustrie. Dessen Zahlen zufolge hat sich der deutsche Import von Gewürzen in den letzten 20 Jahren verdoppelt – auf rund 100 000 Tonnen im Jahr 2013. In dem Jahr erwirtschaftete die Branche einen Gesamtumsatz von rund einer Milliarde Euro.

Fuchs hat 80 Prozent Marktanteil

„Branche“ ist möglicherweise aber nicht ganz das richtige Wort, denn ein einzelner Hersteller beherrscht den Markt der Haushaltsgewürze und einen guten Teil der Feinkost. „Fuchs ist der mit Abstand stärkste Spieler“, sagt Radermacher. Wer im Supermarkt Gewürze, Fonds oder Soßen kauft, landet fast immer bei dieser Firma – ob nun Ostmann im Einkaufswagen landet, Ubena, Wagner, Bamboo Garden, Escoffier, Kattus oder Fuego: All diese Marken gehören zu Fuchs.

Die Firma aus dem niedersächsischen Dissen ist riesig: In Europa ist Fuchs mit Abstand die Nummer eins, weltweit die Nummer zwei. Gilt das noch als lebendiger Wettbewerb? Zu der Quasi-Monopolstellung von Fuchs mit seinen geschätzten 80 Prozent Marktanteil bei Haushaltsgewürzen sagt ein Sprecher des Bundeskartellamtes: „Größe an sich ist nicht verboten. Ein Unternehmen darf einen Markt grundsätzlich auch beherrschen – wie beispielsweise Google den Suchmaschinenmarkt.“ Allerdings dürfe so ein Unternehmen seine Marktmacht nicht missbrauchen. Dies aber kann das Kartellamt nur dann prüfen, wenn ihm Hinweise vorliegen, dass eine Firma beispielsweise übertrieben hohe Preise verlangt oder ihre Wettbewerber mit unzulässigen Mitteln aus dem Markt drängt. Seit zehn Jahren habe es für das Bundesamt aber keinen Anlass mehr gegeben, ein Verfahren gegen Fuchs zu führen, sagt ein Sprecher.

Das Unternehmen hat immer wieder kleine Firmen übernommen

Zuletzt hatte Fuchs im Jahr 2002 versucht, den mittelständischen Konkurrenten Hartkorn aus Koblenz aus den Regalen zu vertreiben – durch hohe „Werbekostenzuschüsse“ an Einzelhändler, die sich im Gegenzug nur noch von Fuchs beliefern ließen. Das Kartellamt untersagte dies. Fuchs machte weiter, 2006 wurde der Konzern dann zu einer Geldbuße von 250 000 Euro verurteilt.

Überhaupt hat Fuchs es schlau angestellt, sich nach und nach vergrößert, stets unter dem Radar des Bundeskartellamtes – beispielsweise bei den Übernahmen von Ostmann im Jahr 1998 und Ubena im Jahr 2000. Die Unternehmen machten damals zu wenig Umsatz, um für eine Prüfung der Fusion durch das Kartellamt infrage zu kommen.

Zu den Umsätzen im letzten Jahr will Fuchs sich nicht äußern. Auf die Frage, ob kleinere Gewürzhersteller denn noch eine Chance auf dem Markt hätten, heißt es bei Fuchs lapidar: „Das Wettbewerbsumfeld bei Gewürzen ist sehr lebendig, wie die Vielzahl der dort tätigen Unternehmen zeigt.“

Die Konkurrenz verkauft vor allem an die Industrie

Der Zahl nach ist das korrekt, denn es gibt mittlerweile mehr Gewürzhersteller im Verband der Gewürzindustrie als vor zwanzig Jahren. Damals waren es 60, heute sind 78. Die meisten dieser Hersteller beliefern allerdings keine Supermärkte, sondern die Lebensmittelindustrie: Sie würzen Würste, Fertiggerichte und Backwaren. Fuchs bleibt Branchenprimus.

Wer Kümmel, Kardamom und Co lieber nicht bei Fuchs kaufen will, für den gibt es wenige Alternativen – vor allem online. Meist gibt es eine kleinere Auswahl als im Supermarkt, dafür sind die Gewürze besonders in größeren Mengen oft günstiger. Sie halten sich länger, wenn sie gut gelagert werden: unzerkleinert und in licht- und luftdichten Behältnissen. Beispiele für Internet-Shops sind die Gewürzkarawane (Link für online: www.gewuerzkarawane.de) oder die Gewürzkampagne (Link für online: www.gewuerzkampagne.de). Sie arbeiten mit möglichst wenigen Zwischenhändlern.

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