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Wirtschaft: Ford fährt Fahrrad

Mit ungewöhnlichen Mitteln hilft der Autobauer Jugendlichen

Hans Helmut Gransch hat sie alle betreut: 1556 Jugendliche, die die „Berufsvorbereitungsmaßnahme“ beim Kölner Autobauer Ford absolviert haben. 1978 hat Gransch das Programm entwickelt, um arbeitslose junge Menschen in das Berufsleben zu integrieren. „Firmen haben eine soziale Verantwortung“, findet er. Gerade gering qualifizierten jungen Menschen will er eine Chance geben.

Die „Berufsvorbereitungsmaßnahme“ richtet sich an solche Jugendliche: Hauptschulabgänger ohne Lehrstelle. „Da fehlen nicht nur die Mathekenntnisse“, sagt Gransch. Die jungen Leuten hätten Drogenprobleme, könnten ihre HandyRechnung nicht bezahlen oder seien mit dem Gesetz in Konflikt geraten. „Viele der Jugendlichen kommen aus ungeordneten Familien“, weiß Gransch. „Die werden vor dem Computerbildschirm groß, ihnen fehlen einfachste soziale Fähigkeiten.“

Jahr für Jahr nimmt Ford 48 solcher Jugendliche unter seine Fittiche. Das zwölf Monate dauernde Programm ist straff organisiert: An drei Tagen in der Woche arbeiten die Teilnehmer im Betrieb, wo sie Autos lackieren, montieren und Bleche bearbeiten. Einen Tag verbringen sie in der Berufsschule. In drei speziellen Klassen werden die Problemfächer Mathematik und Naturwissenschaften gepaukt. Am fünften Tag kommt ein Sozialpädagoge, um den Jugendlichen Hilfestellung für den Alltag zu leisten. „Da geht es auch um ganz praktische Sachen, etwa wie man eine Bewerbung formuliert“, sagt Gransch. Daneben bemüht sich ein Kunstpädagoge, den Jugendlichen durch den Umgang mit Papier und Farbe Konzentrationsfähigkeit zu vermitteln. Die Leute sollen auch lernen, dass man in seiner Freizeit mal was anderes als Computerspiele machen kann. Im Sommer wird die „Berufsvorbereitungsmaßnahme“ dann für eine Woche nach draußen verlegt. Eine Radtour durch die Eifel soll den Teamgeist fördern.

Von bislang 1556 Teilnehmern hat Ford 1126 als Lehrlinge übernommen, 87 wurden an andere Betriebe vermittelt. Dennoch wird die Maßnahme 2005 gestoppt – die Arbeitsagentur hat die Zuschüsse gekürzt. höl

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