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Wirtschaft: Forschung am falschen Ende - Staatliche Transfers flossen in unternehmensferne Projekte

Die Industrieforschung im Osten steckt in einem Widerspruch. Einerseits sind seit Jahren alle Unternehmen der Region gezwungen, mit neuen Produkten neue Märkte zu erobern.

Von Antje Sirleschtov

Die Industrieforschung im Osten steckt in einem Widerspruch. Einerseits sind seit Jahren alle Unternehmen der Region gezwungen, mit neuen Produkten neue Märkte zu erobern. Von Suhl bis Rostock warten gut ausgebildete Wissenschaftler nur darauf, diese Produktentwicklung voranzutreiben. Und der Staat fördert die ostdeutsche Forschung zudem mit fast einer Milliarde Mark pro Jahr. Auf der anderen Seite fordern Wirtschaftswissenschaftler immer wieder neue Konzepte zur Förderung der ostdeutsche Industrieforschung. Und die Industrie selbst hinkt bei der Entwicklung neuer Produkte weit hinterher. Warum liegt seit Jahren geistiges Potenzial im Osten brach, wenn es doch offensichtlich eine große Nachfrage in den Unternehmen gibt?

Die Unterstützung der ostdeutschen Industrieforschung ist ein Lehrbeispiel für fehlgeleitete staatliche Transfers. Aus politischen Überlegungen - eine große Zahl Arbeitsplätze für Wissenschaftler sollte erhalten werden - verständigten sich Bund und Länder Anfang der neunziger Jahre darauf, die bestehende Forschungslandschaft der DDR im Prinzip beizubehalten, nur eben in abgespeckter Größenordnung. So floss der größte Teil der staatlichen Subventionen in den Betrieb von unternehmensfernen wissenschaftlichen Einrichtungen. Den mittelständischen Unternehmen hilft das allerdings nicht. Denn auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene flexibel reagierende Strukturen wurden damit bis heute nicht geschaffen. Und die Hürden der kleinen Unternehmer, das nötige Kapital zum Beginn von Forschungsprojekten zu erhalten, sind ebenfalls nicht niedriger geworden. Kein Wunder, dass der Graben zwischen Wissenschaftlern und Unternehmern im Osten noch immer so tief ist wie vor zehn Jahren.

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