zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Gasbranche erwartet steigende Preise

Verband rechnet bis April mit Erhöhungen, Berliner Gasag schließt sie aus

Berlin - Die Verbraucher in Deutschland müssen auch in den kommenden Monaten mit weiter steigenden Gaspreisen rechnen. Das sagte Uwe Steckert, Präsident des Branchenverbands BGW, am Donnerstag in Berlin. Da der Gaspreis mit einem halben Jahr Verzögerung an den Ölpreis gebunden sei, „können zum 1. April 2005 Preisanpassungen möglich werden“. Das hänge allerdings von dem einzelnen Lieferanten und dessen Preispolitik ab. Eine Sprecherin des Berliner Versorgers Gasag sagte dem Tagesspiegel auch: „Wir haben keine Preiserhöhung geplant.“ BGW-Präsident Steckert erwartet erst ab der zweiten Jahreshälfte wieder billigeres Gas.

Schon im November und Dezember hatte es bei vielen Versorgern eine teilweise zweistellige Anhebung der Preise gegeben. Gegen fünf Unternehmen laufen beim Bundeskartellamt deswegen formelle Missbrauchsverfahren aufgrund des Verdachts auf überhöhte Preise. Pauschal könne man die Preisentwicklung jedoch nicht bewerten, sagte eine Kartellamtssprecherin. Eine Überprüfung könne nur von den einzelnen Unternehmen ausgehen. Die bereits laufenden Verfahren könnten sich noch einige Wochen bis Monate hinziehen. Weitere mögliche Preiserhöhungen der betroffenen Unternehmen könnten ebenfalls berücksichtigt werden. Gegen die Gasag, die ihre Preise zum 1. Dezember um im Schnitt sechs bis acht Prozent angehoben hatte, läuft kein Verfahren.

Ein Sprecher des BGW erläuterte, ob Unternehmen noch einmal zum 1. April mehr für ihr Gas verlangen würden, hänge auch davon ab, ob ihre bisherigen Preiserhöhungen die höheren Einkaufskosten ausgleichen könnten. Da die Ölpreise bis vergangenen Oktober stark gestiegen seien, würden sie sich mit der üblichen Verzögerung von sechs Monaten bis April auch auf die Gaspreise auswirken. Sollten die Preise an den Ölmärkten allerdings wie seit November weiter sinken, dann könnten die Verbraucher auch ab Juni wieder mit fallenden Gaspreisen rechnen.

Steckert kritisierte einige Verbraucherverbände für ihre Boykottaufrufe, in denen sie Verbraucher aufgefordert haben, ihre Gasrechnungen nach Preiserhöhungen zu kürzen. Der Bund der Energieverbraucher bietet sogar Formbriefe im Internet an. In letzter Konsequenz müssten Kunden nun bereit sein, die Kosten für einen verlorenen Prozess zu tragen, sagte Steckert. Er gehe davon aus, „dass es Klagen gegen Kunden, die ihre Rechnung kürzen, geben wird“. Der Verbandssprecher sagte, dies könne ab dem Frühjahr – nach Ablauf zum Beispiel von Mahnfristen – der Fall sein.

Zur Startseite