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Wirtschaft: Geldfalle Girokonto

Bei den Gebühren sind Banken erfinderisch – Werbung für kostenlose Konten erweist sich häufig als Mogelpackung

Ohne Girokonto geht es nicht. Häufig aber beschleicht Bankkunden das Gefühl, dass die Bank ihr Geld nicht nur verwaltet, sondern dabei auch kräftig abkassiert. Viele Banken werben in jüngster Zeit mit ihren kostenlosen Konten – doch die Versprechungen entpuppen sich leider oft als Mogelpackungen. Denn für die gebührenfreie Dienstleistung müssen die Bankkunden häufig Bedingungen erfüllen.

Entweder fordert die Bank monatlich eine Mindestgutschrift auf dem Konto, bei der GE Moneybank immerhin 1000 Euro, oder die Kreditkarte kostet extra. Oft wird auch eine Kontoführung am PC verlangt, wie bei der Deutschen Kreditbank . Bei den Sparda-Banken muss man Genossenschaftsmitglied werden, was nicht unbedingt ein Nachteil ist, weil für den Anteil eine jährliche Dividende gezahlt wird. Am besten abgeschnitten hat im aktuellen Test der Stiftung Warentest die PSD-Bank Berlin-Brandenburg .

Ein genauer Vergleich der Kosten lohnt sich also. „Viele Bankkunden wissen gar nicht, was ihr Bankkonto kostet“, sagt Stefanie Pallasch von „Finanztest“. Die Abrechnung erfolge nur einmal im Quartal und lasse sich oft gar nicht genau nachvollziehen. „Manche Leistungen sind auch effektiv teurer geworden.“

So ist die Überweisung per Beleg bei vielen Banken auch für Filialkunden inzwischen kostenpflichtig. Am teuersten ist es bei der bundesweit vertretenen Citibank mit 1,53 Euro pro Überweisung bei einem Pauschalkonto, bei Kontoführung mit Einzelabrechnung wird sogar 1,84 Euro verlangt. Das Citi-Girokonto mit Einzelabrechnung war auch mit Abstand das kostspieligste Konto im Test: 215 Euro pro Jahr. Für jeden Buchungsposten werden 31 Cent kassiert. Aber auch bei Pauschalkonten muss man vorsichtig sein. Die Dresdner Bank verlangt zwar für Überweisungen per Telefon und PC keine Extragebühren, dafür werden bei Lastschriften oder Gutschriften 55 Cent berechnet. Im Jahr kostet das immerhin noch 120 Euro, ein Online-Kunde kommt auf 90 Euro jährlich.

Die Faustregel der Stiftung Warentest lautet: Für ein Onlinekonto sind rund 40 Euro im Jahr akzeptabel, als Filialkunde sollte man nicht mehr als 80 Euro bezahlen. Nutzt der Bankkunde Selbstbedienungsterminals, um beispielsweise Überweisungen einzuscannen, sollte das Konto nicht mehr als 60 Euro kosten.

Teuer kann es werden, wenn die kontoführende Bank über wenige Bankautomaten verfügt, weil dann bei einem Fremdinstitut ausgezahlt werden muss. „Diese Gebühren sind in den vergangenen Jahren sehr stark gestiegen“, stellt Stefanie Pallasch fest. Die meisten Institute verlangen ein Prozent vom abgehobenen Betrag, nehmen aber eine Mindestgebühr, die in der Regel zwischen einem und vier Euro liegt. Die Kunden der ABC-Privatkundenbank kommt der Gang zum fremden Automaten laut „Finanztest“ besonders teuer zu stehen: 7,50 Euro werden hier mindestens abgezogen. Die Kunden der Sparkassen sind mit bundesweit mehr als 22000 Geldautomaten am besten versorgt. Kunden der Postbank können an rund 7000 Automaten der Cash-Group (Deutsche Bank, Hypo-Vereinsbank, Dresdner Bank, Commerzbank) kostenlos Geld abheben. Die Deutsche Bank wirbt zusätzlich damit, dass weltweit an 28000 Automaten von Partnerbanken kostenlos Geld abgehoben werden kann.

Doch nicht nur der Vergleich der regulären Gebühren fällt vielen schwer. „Es ist erstaunlich, was sich die Banken alles zusätzlich einfallen lassen“, sagt Hartmut Strube von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. „Die Gebühren für Kleinkram haben in den letzten Jahren zugenommen. Jede Bank versucht, ein kleines Extrageschäft zu machen.“ Was früher Service gewesen sei, koste jetzt extra.

So müssten in manchen Filialen Kunden für eine Fotokopie drei Euro hinlegen. „Wichtig ist der Blick in die Preisaushänge“, rät Strube. Doch auch da ist oft nicht alles aufgeführt. So muss für das nochmalige Übersenden von Unterlagen oft extra bezahlt werden. Manche Kunden wissen auch nicht, dass sie, wenn sie länger am Automaten keine Kontoauszüge ausdrucken, diese kostenpflichtig per Post verschickt werden. 43 Banken hat die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg im August abgemahnt, weil sie unzulässige Gebühren verlangen.

Wer sein Konto wechseln möchte, kann dies ohne Angabe von Gründen und fristlos tun. Ändert die Bank ihre Gebühren, kann man das Konto ebenfalls sofort kündigen und muss bis zur Auflösung nur den alten Preis bezahlen. Für die Kontoauflösung dürfen die Banken kein Geld verlangen. Vor dem endgültigen Wechsel sollte man beide Konten noch zwei bis drei Monate parallel laufen lassen, um Fehlbuchungen und Rückläufer zu vermeiden. Manche Geldinstitute übernehmen sogar den Papierkram und informieren über die neue Kontoverbindung.

Kostenlose Kontenvergleich unter:

www.finanztest.de/girokonten

Susanne Schmitt

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