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Wirtschaft: Genugtuung

„Die Stimmung ist offenbar schlechter als die Lage. Jetzt ist es gut möglich, dass das Wachstum im gesamten Jahr über einem Prozent liegt.

„Die Stimmung ist offenbar schlechter als die Lage. Jetzt ist es gut möglich, dass das Wachstum im gesamten Jahr über einem Prozent liegt. Wer bislang mit seiner Prognose darunter liegt – etwa die Institute – muss sich Gedanken über eine Korrektur machen. Das Bild der Konjunktur – schwache Binnennachfrage, starker Export – wird sich vorerst aber nicht deutlich ändern. Von einem Aufschwung und einer Erholung am Arbeitsmarkt kann man aber erst ab 1,5 Prozent Wachstum sprechen.“

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Skepsis

Michael Hüther, Direktor des arbeitgebernahen Institus der deutschen Wirtschaft (IW):

„Angesichts der Daten des Statistischen Bundesamtes bin ich skeptisch. Ein so gutes Ergebnis passt überhaupt nicht zu den Stimmungsindikatoren der vergangenen Monate, die alle schlecht waren. Es könnte sein, dass das Amt seine Angaben korrigieren muss. Denn bislang verfügen die Statistiker nur über ein Drittel der notwendigen Daten, der Rest beruht auf Schätzungen. Gefährlich ist die große Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft vom Export. Wenn die Dynamik in den USA zurückgeht, wird auch der Welthandel an Schwung verlieren. Dass die Binnennachfrage einen schwächeren Export ausgleichen kann, glaube ich nicht. Die Bauwirtschaft scheint zudem ins Bodenlose zu fallen und schrumpft das zehnte Jahr in Folge. Hinzu kommt, dass die Unternehmen grundlegend verunsichert sind von der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung.

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Hoffnung

Udo Ludwig, Konjunkturchef des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH):

„Die deutsche Wirtschaft ist überraschenderweise genauso stark wie vor einem Jahr. Offenbar haben die Debatten der vergangenen Monate die Stimmung von Wirtschaft und Verbrauchern gedrückt, das hat sich in schlechten Frühindikatoren niedergeschlagen. Die Perspektiven hellen sich derzeit auf, aber noch gibt es keinen Anlass, die Prognose der Institute von 0,7 Prozent anzuheben. Die guten Nachrichten könnten auch die Unternehmen dazu bewegen, neue Jobs zu schaffen. Im Jahresverlauf wird sich die Schere zwischen Ost und West schließen, die Wachstumsraten der alten und der neuen Länder werden sich angleichen.“

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