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Wirtschaft: Gewerkschaften sehen Megafusion skeptisch

Arbeitsplatzabbau vor allem bei Zulieferern befürchtet DÜSSELDORF (bbo/pt/HB).Zu Tode betrübt ist bei den Arbeitnehmervertretungen diesseits und jenseits des Atlantiks niemand.

Arbeitsplatzabbau vor allem bei Zulieferern befürchtet DÜSSELDORF (bbo/pt/HB).Zu Tode betrübt ist bei den Arbeitnehmervertretungen diesseits und jenseits des Atlantiks niemand.Doch den himmelhochjauchzenden Reaktionen aus Wirtschaft und Politik auf die angekündigte Fusion zum Daimler-Chrysler-Konzern setzen die Betriebsräte und Gewerkschaften zumindest ein paar nachdenklichere und skeptischere Töne gegenüber.Erleichterung herrscht in Deutschland zunächst ganz formal darüber, daß die Mitbestimmungsrechte der Arbeitnehmer durch die Fusion nicht betroffen werden.Der künftige Aufsichtsrat wird nach deutschem Recht konstituiert und damit die paritätische Besetzung des Gremiums auch in Zukunft gesichert.Noch entscheidender für die Beschäftigten auf beiden Seiten des Atlantiks ist jedoch die gestrige Ankündigung, daß der neue Konzern keinerlei Entlassungen oder Werksschließungen plant.Im Gegenteil: Über die weltweit 421000 Beschäftigten hinaus soll vielmehr weiteres Personal eingestellt werden.Die Fusion also doch ein reiner Grund zur Freude? Die Gewerkschaften bleiben zurückhaltend.So erklärte sich IG-Metall-Sprecher Jörg Barczynski am Rande einer Tagung in Hannover zwar auch erfreut darüber, daß der neue Konzern in Deutschland keine Arbeitsplätze abbauen will, doch ließen sich die Auswirkungen der Fusion auf die Beschäftigung in der Zuliefererindustrie derzeit noch nicht abschätzen.Auf lange Sicht, betonte zudem IG-Metall-Chef Klaus Zwickel, würden in der deutschen Automobilindustrie ohnehin eher Arbeitsplätze abgebaut werden.Bis 2010, zitierte er eine Prognos-Studie, würden in der Autoproduktion, der Zulieferindustrie und im Kfz-Handwerk weitere 200 000 Jobs wegfallen.Allerdings werden von Barczynski wie dem IG-Metall-Vize Walter Riester auch die Chancen des Zusammenschlusses der beiden Unternehmen gesehen.Fest stehe, daß der Zusammenschluß die Absatzchancen beider Unternehmen erhöhen werden.Zudem wird auch aus Sicht der Gewerkschaft die Fusion von Daimler und Chrysler sicherlich nicht der letzte Zusammenschluß großer Automobilkonzerne sein.Darüber herrscht auch vor Ort in Basisnähe Einigkeit, doch hier werden die skeptischen Töne noch etwas lauter.So zeigt sich der zuständige IG-Metall-Bezirksleiter in Nordwürttemberg / Nordbaden, Gerhard Zambelli, ganz klar überzeugt, daß die Fusion in Deutschland langfristig zu einem Stellenabbau bei Daimler führen wird."Ich befürchte, die Euphorie, die Fusion werde keine Arbeitsplätze kosten, ist so etwas wie eine Beruhigungspille für die Beschäftigten", sagte Zambelli.Natürlich könne der Zusammenschluß der beiden Autohersteller auch eine Stärkung für Daimler-Benz bedeuten."Ich bin aber Realist genug, daß so etwas längerfristig insgesamt auch Personal kosten wird", betonte er.Nur wenn es dem neuen Unternehmen gelinge, neue Märkte beispielsweise in Asien zu erschließen, könne die Fusion auch ein Signal für den Standort Deutschland werden.Skeptisch zu der Fusion äußerte sich auch der niedersächsische IG-Metall-Bezirksvorsitzende, Jürgen Peter.Die Folge solcher Konzentrationen seien Produktionsabsprachen, weitere Rationalisierungen und Synergien.All das gehe zu Lasten von Arbeitsplätzen, sagte Peters.Abwartender ist die Reaktion des Betriebsrates bei Daimler-Benz.Zwar könne die Fusion durchaus Vorteile mit sich bringen, doch seien noch einige Fragen zu klären, erklärte der stellvertretende Vorsitzende des Konzernbetriebsrates, Alfons Görgemanns.In der kommenden Woche soll es Gespräche zwischen den Arbeitnehmervertretern und dem Daimler-Vorstand geben.Und da soll dann erstmal geprüft werden, welche Konsequenzen die Fusion denn nun wirklich für die Beschäftigten haben wird.Unruhe hat die Mitteilung bei den Mitarbeitern allemal ausgelöst, die es nun erstmal abzubauen gilt.Von Seiten der amerikanischen Gewerkschaften wurde in Reaktion auf die angekündigte Fusion ebenfalls betont, daß sie nun erstmal genauestens informiert werden möchten.Sie seien entschlossen, die Interessen der Beschäftigten zu schützen.

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