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Weil die Spiele übers Internet laufen, so das Versprechen, brauche man lediglich eine gute Internetverbindung.

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Gaming-Dienst "Stadia": Google streamt jetzt Videospiele

Cloud-Gaming-Dienste wie Googles „Stadia“ könnten den Gaming-Markt revolutionieren. Doch noch fehlt es dem Angebot an Durchschlagskraft.

Es ist eine Kampfansage an Microsoft, Sony und Nintendo: Der Technologiekonzern Google startet an diesem Dienstag seinen Spiele-Streamingdienst „Stadia“. Mit dem neuen Dienst stellt Google ein Konzept vor, das teure Konsolen und Gaming-PCs überflüssig macht. Bei Stadia laufen die Spiele über das Internet auf der Hardware von Google-Rechenzentren. Nur das Bewegtbild wird auf die Endgeräte der Nutzer gestreamt. So können Kunden auf ihrem PC, Fernseher oder Google Smartphone rechenintensive Videospiele konsumieren, ohne selbst die dazugehörige Hardware anschaffen zu müssen.

Das Versprechen: Außer den Geräten und einer guten Internetverbindung ist nichts weiter nötig. Nur wer über den Fernseher spielt, benötigt zusätzlich den Chromecast Ultra sowie einen Controller von Google. Doch die ersten Tests zeigen, dass der Dienst zumindest teilweise mit Rucklern zu kämpfen hat. Durch Übertragungsprobleme ausgelöste Grafikeinbußen könnten Gamer verschrecken. Gleiches gilt für Verzögerungen zwischen Befehlsein- und Signalausgabe – sogenannte „Lags“ –, die dazu führen, dass das Spiel „ruckelt“.

Kein Netflix für Videospiele

Wird Stadia also bereits zum Start das neue Netflix für Videospiele? Wohl kaum. Denn eine große Bibliothek mit kostenlosen Spielen wird es nicht geben. Stattdessen können Nutzer zwischen zwei Abos wählen: dem kostenloses „Stadia Base“ und dem kostenpflichtigen „Stadia-Pro“-Abo für 9,99 im Monat. Bei beiden Abos müssen die Nutzer die auf der Plattform verfügbaren Spiele kaufen, um sie spielen zu können. Zum Start des Angebots will Google 22 Spiele anbieten.

Mit seinem neuen Streamingdienst will Google den Spielemarkt aufmischen.
Mit seinem neuen Streamingdienst will Google den Spielemarkt aufmischen.

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Stadia Pro bietet zahlenden Nutzern darüber hinaus ein Spielerlebnis in 4K-Auflösung und schenkt ihnen alle paar Wochen ein Spiel. Dies allerdings dürfen Kunden allerdings nur solange behalten, wie sie zahlende Pro-Abonnenten sind. Beide Flatrate-Modelle sollen auch erst im Laufe Jahres 2020 starten.  

Gegenwärtig gibt es Stadia nur in der „Stadia Premiere-Edition“ für 129 Euro zu kaufen, die neben einem Chromecast Ultra und dazugehörigen Controller auch ein dreimonatiges Stadia Pro-Abo und das Spiel Destiny 2 enthält.

Stadia hat viele Konkurrenten

Mit dem Streaming-Angebot von Spielen ist Google längst nicht allein: Cloud-Gaming kein wirklich neues Konzept. In Deutschland werden bereits Dienste wie Shadow (Blade), PlayStation Now (Sony) und GeForce Now (Nvidia) angeboten, die ähnliche monatliche Preise aufrufen. Inzwischen hat auch Microsoft angekündigt, nächstes Jahr mit einer eigenen Plattform Project xCloud an den Start gehen zu wollen.

Bisher machen Unternehmen wie Sony, Microsoft und Nintendo mit dem Verkauf von Konsolen jedes Jahr Milliardenumsätze. Cloud-Gaming-Anbieter könnten die Geräte bald überflüssig machen. Theoretisch können Entwickler bei der Produktion neuer Spiele völlig neue Maßstäbe ansetzen, da ihnen die Rechenleistung der Konsolen und Computer in den Gamer-Haushalten keine Grenzen mehr auferlegt.

Martin Puppe vom Branchenverband Game hält es für unwahrscheinlich, dass Cloud-Gaming stationäres Spielen verdrängen wird. „Die Erfahrung zeigt: Neue Spiele-Plattformen erweitern das Angebot, als dass sie bestehende Möglichkeiten verdrängen.“

Spielspaß nur mit schnellem Internet

Ob Cloud-Gaming sich am Ende als neue Konsumform durchsetzen wird, werde außerdem von zwei entscheidenden Faktoren abhängen, meint Puppe. „Die neuesten und spannendsten Titel sind wichtig, damit der Dienst für Spielerinnen und Spieler überhaupt interessant ist. Diese müssen aber auch flüssig und in hoher Qualität laufen, damit Spielspaß und kein Frust entsteht.“

Ohne schnelles Internet also kein Spielespaß. Für optimalen Spielgenuss empfiehlt Google für sein Angebot eine Geschwindigkeit 35 Mbit/s. Diese wird für die 4K-Übertragung vorausgesetzt. Mindestens 10 Mbit pro Sekunde müssen vorhanden sein. Sofern über die heimische Internetverbindung also von Familienmitgliedern parallel Videostreamingdienste wie Netflix oder Youtube genutzt werden, könnte es im Kabel schnell eng werden.

Erschwerend hinzu kommt: Im Breitbandausbau hinkt Deutschland gerade im ländlichen Raum noch immer hinterher. Nach Angaben des Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) konnten im Jahr 2018 gerade mal 50,5 Prozent aller ländlichen Haushalte auf einen Internetanschluss mit 50 Mbit/s zugreifen. In der Stadt waren es immerhin 93 Prozent.

Louisa Schmökel

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