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Wirtschaft: Grammatik und Gazpacho

Sprachreisen für Senioren setzen besondere Schwerpunkte – und liegen im Trend.

¿Cuánto vale este? – Was kostet das? No queda pan. – Es ist kein Brot mehr da. Sätze wie diese lernen Anfänger in den ersten Stunden eines jeden Spanischkurses. Doch während die Lerninhalte nahezu identisch bleiben, verändern sich die Schüler, die diese eifrig nachsprechen: Statt junger Studenten sind es immer häufiger Senioren.

Noch sind 50plus-Kurse ein Nischenprodukt innerhalb des Bildungstourismus. Doch die Zahl der Senioren, die im Alter noch die Welt bereisen und dabei die Landessprache lernen will, wächst. Am liebsten pauken sie Englisch in Großbritannien, ergab eine Umfrage des Fachverbandes Deutscher Sprachreise-Veranstalter (FDSV). Aber auch Spanisch, Französisch und Italienisch stehen hoch im Kurs. „Vor allem bei Alleinstehenden ist diese neue Form des Urlaubs beliebt“, sagt Julia Richter, Geschäftsführerin des FDSV. „Zwar reisen sie allein, sind aber trotzdem unter Gleichgesinnten.“

Viele Veranstalter passen ihre Programme den Bedürfnissen älterer Menschen an. Statt Businessvokabular wird urlaubstauglicher Wortschatz vermittelt. Statt fünf oder sechs Unterrichtsstunden finden vormittags drei bis vier Lerneinheiten in gedrosseltem Tempo statt. Die Anzahl der Kursteilnehmer ist überschaubar. Doch der größte Unterschied zu herkömmlichen Sprachreisen liegt in der Freizeitgestaltung: In Dublin geht es abends nicht in den Pub, sondern zum gemeinsamen Dinner, in Madrid nicht in den Club, sondern zur Käseprobe.

„Unser Sprachkurs in Sevilla steht regelmäßig unter einem anderen Motto, etwa Wein oder Tango“, erklärt Claudia Herrmann von GLS Sprachreisen in Berlin. Am beliebtesten sei die Kombination aus Sprachkurs und andalusischer Küche: „Im Unterricht am Vormittag werden die relevanten Vokabeln gelernt und Einkaufsgespräche geprobt.“ Am Nachmittag kann man den erworbenen Wortschatz beim Marktbesuch und anschließender Gazpacho-Zubereitung ausprobieren.

Buchen Senioren einen Sprachkurs 50plus, können sie jedoch nicht immer damit rechnen, ausschließlich mit Älteren zusammen zu lernen: Eine Garantie dafür gebe es nicht, sagt Andreas van Leeuwen von Direkt Sprachreisen in Heidelberg. Haben beispielsweise zu wenige Senioren gebucht oder gibt es keine weiteren Teilnehmer auf dem gleichen Sprachniveau, werden sie in der Regel einem „normalen“ Kurs zugewiesen. Gerade die Mischung aus Jung und Alt könne aber auch eine große Bereicherung sein, findet Julia Richter. Wer trotzdem sichergehen möchte, ausschließlich mit Gleichaltrigen im Kurs zu sitzen, sollte dies vor der Reise klären. Um derartige Fragen ansprechen zu können, empfiehlt Richter, bei einem deutschen Veranstalter zu buchen. „Dieser steht bei eventuellen Konfliktfällen zur Seite.“ Außerdem genieße man so den Schutz des deutschen Reiserechts und sei gegen Insolvenzen von Vertragspartnern geschützt.

Ein letzter wichtiger Punkt, den Senioren bei der Auswahl eines Sprachkurses beachten sollen, ist das Klima: „Insbesondere für ältere Menschen ist es sicher nicht förderlich, bei 40 Grad im Schatten Vokabeln zu büffeln“, sagt Thomas Terbeck vom Bildungsberatungsdienst Weltweiser in Bonn. Schon allein deshalb lohne es sich, die Hauptsaison im Sommer zu umschiffen. Jana Illhardt, dpa

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