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VW-Affäre: Hartz gibt Schuld zu und nimmt Piëch in Schutz

In der VW-Korruptionsaffäre hat der bereits verurteilte Ex-Personalchef Hartz den ehemaligen Vorstandschef Piëch entlastet. Hartz selbst gab zu, davon gewusst zu haben, dass auch Bordellbesuche von Betriebsräten mit Firmengeld bezahlt wurden.

Der heutige Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch war über die Einzelheiten einer Sonderbehandlung von Betriebsratschef Klaus Volkert nicht informiert, sagte Peter Hartz am fünften Verhandlungstag vor dem Braunschweiger Landgericht. In den vergangenen Verhandlungstagen hatten Zeugen ausgesagt, sie könnten sich nicht vorstellen, dass der Vorstand von dem Skandal nichts gewusst habe. Piëch selbst bestreitet jede Verwicklung in die Affäre.

Hartz nahm bei seiner Vernehmung zugleich den Angeklagten Volkert in Schutz. Dieser habe ihn nicht angestiftet, Sonderboni zu zahlen, sagte der 66-Jährige. "Es war meine Entscheidung", sagte er selbstbewusst. Ohne eine Spur von Verunsicherung räumte er zugleich ein, er habe dies alles bewusst geheim gehalten. Alles sollte sehr diskret ablaufen. "Ich wusste, dass die Vergütung in diesen Positionen immer ein heißes Thema ist." Volkert habe wie ein Markenvorstand behandelt werden sollen. Wie das umzusetzen sei, sei Sache des Personalvorstands und damit seine Entscheidung gewesen. "Herr Piëch hat die Autos entwickelt."

Hartz: Sonderzahlungen zum Wohle des Unternehmens

Hartz war im Januar 2007 zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und zu einer Geldstrafe von 576.000 Euro wegen Untreue verurteilt worden. Er hatte zugegeben, Volkert unter anderem mit fast zwei Millionen Euro Sonderzahlungen begünstigt zu haben. Er habe dies aber nur getan, um dem Unternehmen zu nutzen, versicherte er.

Volkert wirft die Anklage Anstiftung zur Untreue vor - er habe Hartz dazu gedrängt, ihm Sonderboni zu zahlen. Der mit Volkert vor Gericht stehende Ex-Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer, der im Auftrag von Hartz Lustreisen und Partys mit Prostituierten für Betriebsräte und Manager organisierte, ist wegen Untreue angeklagt.

"Gute Stimmung" war wichtig

Hartz betonte bei seiner Zeugenvernehmung, wie wichtig es nach seiner Meinung gewesen sei, für "gute Stimmung" bei den Betriebsräten zu sorgen. Schon kurz nach seinem Antritt bei VW habe es 30.000 überzählige Jobs gegeben, deren Streichung durch die Einführung der Vier-Tage-Woche seinerzeit vermieden wurde. Und auch weitere Einsparungen hätten nur durchgesetzt werden können, weil Management und Betriebsrat an einem Strang gezogen hätten. Zum System des "Co-Management bei VW", das den Betriebsrat in unternehmerische Entscheidungen eng einbindet, stehe er auch heute noch, sagte Hartz. Es habe VW Milliarden eingespart. Es handele sich um "wertschöpfende Mitbestimmung".

Er habe Gebauer daher angewiesen, die Betriebsratsspitze "großzügig, wertschätzend und nicht kleinlich zu behandeln", sagte Hartz. Dabei habe er ignoriert, dass die Formulierung zu Missbräuchen einladen könnte. "Ich schaute weg." Allerdings sei er davon ausgegangen, dass Gebauer dafür sorgen würde, "dass die Kirche im Dorf blieb."

Spesenkonto "1860"

Der frühere Topmanager und Namensgeber der Arbeitsmarktgesetze räumte aber auch ein, dass er mitbekommen habe, dass Volkerts Geliebte Adriana Barros bei Dienstreisen des Betriebsrats dabei gewesen sei. Dass ein knapp 400.000 Euro schwerer Agenturvertrag für sie nur "ein Feigenblatt" war - dieser Gedanke sei ihm gekommen, aber er habe ihn weggeschoben, sagte Hartz. Er habe von der Beziehung zwischen den beiden gewusst. Und auch, dass bei Feiern, die auf VW-Kosten abgerechnet wurden, Prostituierte dabei waren, sei ihm bekannt gewesen, gab Hartz jetzt zu.

Als er 2004 das System der Abrechnungen über Eigenbelege und ohne jede Prüfung abgeschafft habe, sei er selbst "sehr überrascht" gewesen über Höhe und Umfang. Im darauf folgenden Jahr seien die Ausgaben auf dem fraglichen Spesenkonto "1860" um 85 Prozent gesunken. Der Prozess wird am 8. Januar fortgesetzt. (smz/dpa)

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