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Bosch macht es künftig allein, weil sich Siemens aus der Produktion von Waschmaschinen und allen möglichen anderen Hausgeräten zurückzieht.

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Siemens und Bosch: Hausgeräte aus einer Hand

Siemens legt die Karten auf den Tisch: Die Münchner wollen die US-Firma Dresser-Rand für fast sechs Milliarden Euro kaufen. Außerdem trennt sich Siemens für drei Milliarden Euro von seinem Anteil am Hausgeräteriesen BSH. Bosch ist künftig alleiniger Eigentümer von BSH.

Siemens will den US-Kompressoren-Hersteller Dresser-Rand für umgerechnet knapp sechs Milliarden Euro übernehmen. Die Münchner sind sich mit dem Ausrüster für die Öl- und Gasindustrie aus Texas einig, wie Siemens in der Nacht zu Montag in einer Pflichtmitteilung für die Börse erklärte. Zugleich kündigte der Dax-Konzern wie erwartet an, die jahrzehntelange Kooperation mit Bosch beim größten deutschen Haushaltsgerätehersteller BSH zu beenden.

Die US-Firma kostet knapp sechs Milliarden Euro

Das Angebot für den US-Hersteller betrage 83 Dollar je Aktie in bar und entspreche einem Gesamtwert von rund 7,6 Milliarden Dollar (rund 5,8 Milliarden Euro). Dresser-Rand habe seinen Aktionären einstimmig empfohlen, das Übernahmeangebot von Siemens anzunehmen. Die Münchner gehen davon aus, dass das Geschäft bis Sommer 2015 abgeschlossen ist. Dresser-Rand ist ein US-Ausrüster für die Öl- und Gasindustrie. Das Unternehmen stellt Kompressoren, Dampf- und Gasturbinen sowie Motoren her. Dies ergänze das bestehende Siemens-Portfolio, insbesondere für die weltweite Öl- und Gasindustrie sowie für die dezentrale Energieerzeugung, hieß es in München. Siemens hatte immer wieder mit Dresser-Rand verhandelt, war vor einer Übernahme angesichts des hohen Preises bisher aber zurückgeschreckt. Abgesehen vom Preis sei Dresser-Rand aber schon seit längerem ein Traum-Übernahmeziel, hieß es im Siemens-Umfeld. Konzern-Chef Joe Kaeser hatte Dresser-Rand als eine von mehreren interessanten Firmen in Übersee genannt. Der Manager will sein Haus stärker als Lieferant der boomenden Öl- und Gasindustrie in Nordamerika etablieren. Um dort zu reüssieren, verlegt er eigens die Zentrale seiner Energiesparte in die USA. Interesse an Dresser-Rand hatte auch der Schweizer Industriekonzern Sulzer - mit dem früheren Siemens-Chef Peter Löscher an der Spitze des Verwaltungsrates. Laut „Financial Times“ wollte zuletzt auch der US-Konkurrent General Electric ins Rennen um Dresser-Rand einsteigen. Die Börse reagiert ungerührt auf die Nachrichten aus dem Haus Siemens, die Aktie verlor zu Beginn des Handels leicht, aber etwas weniger als der Gesamtmarkt.

Bosch setzt auf das Internet der Dinge

Zugleich gab Siemens wie erwartet den Ausstieg aus der jahrzehntelangen Hausgeräte-Kooperation mit Bosch bekannt. Bosch übernimmt das Joint Venture BSH Bosch und Siemens Hausgeräte komplett und zahlt drei Milliarden Euro für den 50-prozentigen Siemens-Anteil, wie beide Unternehmen mitteilten. Vor Vollzug der Transaktion sollen zudem jeweils 250 Millionen Euro an Siemens und Bosch ausgeschüttet werden. BSH passe von seiner strategischen Ausrichtung sehr gut zur Bosch-Gruppe, sagte Bosch-Chef Volkmar Denner.  Der Konzern, der gleichzeitig einer der größten Autozulieferer weltweit ist, will sich mehr und mehr auf das sogenannte „Internet der Dinge“ konzentrieren. Darunter versteht man Hausgeräte wie Waschmaschinen oder Kühlschränke, die technisch in der Lage sind, mit dem Internet zu kommunizieren. Nach Daten des Marktforschers Strategy Analytics wurden bereits im vergangenen Jahr weltweit rund 23 Milliarden Euro mit vernetzten Geräten und dazugehörigen Dienstleistungen umgesetzt. Bis 2017 soll sich dieser Markt auf mehr als 50 Milliarden Euro
verdoppeln. Über die Komplettübernahme des 1967 entstandenen Gemeinschaftsunternehmens BSH war bereits monatelang spekuliert worden. Sie soll nach Zustimmung der Kartellbehörden voraussichtlich im ersten Halbjahr 2015 abgeschlossen werden.

In Berlin-Spandau hat BSH einen Forschungsstandort

BSH ist mit weltweit rund 50 000 Mitabeitern und einem Umsatz von 10,5 Milliarden Euro der größte Hausgerätehersteller Europas. Bis 2025 soll sich der Umsatz verdoppeln. Das Produktportfolio reicht von Herden und Backöfen über Geschirrspüler, Waschmaschinen, Trockner, Kühl- und Gefriergeräte bis zu Kaffeeautomaten, Staubsaugern und Bügeleisen. In Berlin hat BSH ein Forschungszentrum mit rund 400 Produktentwicklern und Ingenieuren sowie 300 weiteren Mitarbeitern. Das Waschmaschinenwerk der Gruppe in Spandau wurde vor drei Jahren geschlossen. In den 80er Jahren war der Standort mit rund 3200 Beschäftigten die größte Waschmaschinenfabrik Europas - was damals auch mit der üppigen Berlinförderung zusammenhing. Nach der Wende baute BSH eine Fertigung in Nauen auf - damit war das Aus für den Berliner Standort besiegelt. (dpa/rtr/alf)

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