zum Hauptinhalt
Eine Frau demonstriert mit einer Chipkarte ein modernes Verfahren zur Abrbeitszeiterfassung (undatierte Aufnahme).

© dpa

Höchstes Niveau seit Wiedervereinigung: Arbeitszeit pro Kopf erreicht Rekordhoch – Mehr Frauen berufstätig

Manche Politiker beklagten zuletzt, die Deutschen würden zu wenig arbeiten. Bevölkerungsforscher kommen zu einem anderen Urteil. Frauen spielen dabei eine Schlüsselrolle.

Stand:

Die durchschnittliche Arbeitszeit pro Kopf liegt in Deutschland einer Studie zufolge derzeit auf dem höchsten Niveau seit der Wiedervereinigung: bei fast 29 Stunden pro Woche. Die durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden stiegen demnach vor allem durch die höhere Erwerbsbeteiligung bei Frauen an, heißt es in den am Dienstag veröffentlichten Auswertungen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) in Wiesbaden.

Dabei bezieht sich die Statistik auf alle Einwohner in Deutschland im Alter von 20 bis 64 Jahren. Somit sind „alle Personen in der Bevölkerung unabhängig von ihrem aktuellen Erwerbsstatus berücksichtigt“, hieß es. „Arbeitslose wurden mit null Wochenstunden eingerechnet“, erläuterte Studienautor Harun Sulak auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Geschlechter-Abstand verringerte sich

Der generelle Anstieg gehe insbesondere auf die Frauen zurück, hieß es. „Bei ihnen hat sich die Arbeitszeit pro Kopf in den vergangenen 15 Jahren deutlich erhöht.“ Bei Männern liege sie dagegen in etwa auf dem Niveau, das Anfang der 1990er Jahre verzeichnet wurde – und zwar bei etwa 33 Wochenarbeitsstunden.

Der Abstand zwischen den Geschlechtern habe sich diesbezüglich aber stark verringert. „Während 1991 Frauen im Schnitt rund 14 Stunden weniger arbeiteten als Männer, beträgt der Unterschied heute nur noch gut 9 Stunden.“

„Mütter würden noch mehr arbeiten“

Demnach kamen Frauen 1991 im Schnitt auf rund 19 Wochenarbeitsstunden, 2022 schon auf mehr als 24 Stunden. Ursache sei eine höhere Erwerbsbeteiligung der Frauen. Der Anteil berufstätiger Frauen sei innerhalb der letzten drei Jahrzehnte um fast ein Drittel gestiegen. Allerdings: „Die von Frauen und insbesondere von Müttern als ideal angesehene Arbeitszeit liegt nochmals höher als die aktuell realisierte Arbeitszeit“, betonen die Forscher.

Familienpolitische Reformen wie ein Ausbau der Kindertagesbetreuung seien wichtige Rahmenbedingungen, damit Frauen und auch Männer Erwerbsarbeit und Familie besser vereinbaren könnten, sagte die Direktorin des Bundesinstituts, Katharina Spieß.

Die Daten belegten zudem, dass Männer aktuell zwar häufiger berufstätig sind als 1991, und hier vor allem im höheren Alter. „Allerdings arbeiten die erwerbstätigen Männer mittlerweile im Schnitt 2,6 Stunden pro Woche weniger“, so die Forscher. „In der Summe gleichen sich die beiden Faktoren aus, sodass die Arbeitszeit pro Kopf bei Männern heute ziemlich genau auf dem Niveau von vor 30 Jahren liegt.“ (KNA)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })