zum Hauptinhalt
Geflüchtete kommen in das Grenzdurchgangslager Friedland in NRW.

© dpa/Swen Pförtner

Hohe Hürden: Fachkräfte sehen Willkommenskultur nach Umzug kritischer

Lange Warteschlangen in den Visa-Stellen trüben das Urteil Eingewanderter. Trotzdem zeigt sich die Mehrheit der Befragten zufrieden mit dem Leben in Deutschland.

Stand:

Die deutsche Willkommenskultur wird von ausländischen Fachkräften aus der Nähe betrachtet kritischer gesehen als aus der Distanz. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Freitag veröffentlichte Umfrage der Industriestaaten-Organisation OECD.

Gut drei Viertel der in Deutschland angekommenen Teilnehmenden einer Umfrage erlebten Deutschland demnach als ein Land, das Einwanderer uneingeschränkt oder zumindest teilweise willkommen heiße. Unter Teilnehmenden im Ausland sei der Anteil mit 90 Prozent deutlich höher.

„Die Tatsache, dass Kandidaten, die es nach Deutschland geschafft haben, die deutsche Willkommenskultur etwas zurückhaltender sehen als noch im Ausland Ansässige, überrascht nicht allzu sehr“, sagte OECD-Experte Thomas Liebig zu Reuters.

„Offensichtlich sind die Flitterwochen aber doch recht schnell vorbeigegangen.“ Die Mehrheit (60 Prozent) der mittlerweile in Deutschland ansässigen Teilnehmenden sei mit ihrem Leben in Deutschland insgesamt zufrieden.

Allerdings zeigt die Umfrage auch, dass die Fachkräfte mit hohen Hürden zu kämpfen haben, etwa bei der Visavergabe. Selbst das feste Vorhaben, nach Deutschland zu ziehen, konnte nur ein Bruchteil umsetzen.

In einer ersten Befragungsrunde habe über die Hälfte der überwiegend hochqualifizierten Fachkräfte die feste Absicht geäußert, einen Job in Deutschland anzunehmen. Sechs Monate später seien aber nur vier Prozent angekommen.

„Hier sind vor allem die Visa-Stellen im Ausland gefragt, mit häufig langen Wartezeiten und fehlendem spezialisierten Personal, die auch von unseren Teilnehmenden als eine der wichtigsten Hürden wahrgenommen werden“, sagte Liebig. „Mehr als vier von zehn Befragten sehen dies als großes Problem an.“

Für die Studie befragte die OECD im Auftrag des Bundsarbeitsministeriums rund 10.000 Personen einer früheren Umfrage noch einmal. Im vorigen Herbst hatte die OECD nahezu 29.000 ausländische Fachkräfte befragt, die unter anderem über die Webseite „Make it in Germany“ Interesse an einem Arbeitsplatz in Deutschland gezeigt hatten.

Das ist ein Internetportal der Bundesregierung für Fachkräfte. Die Befragten verfügten mit einer Hochschulabschlussrate von 74 Prozent über ein überdurchschnittlich hohes Bildungsniveau. Fast die Hälfte gab an, in einem Mangelberufsfeld tätig zu sein. (Reuters)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })