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Wirtschaft: Höhenflug der RWE-Aktie gestoppt

Zweitgrößter deutscher Energiekonzern erhöht die Preise, kann aber die Börse nicht mehr überzeugen

Berlin (fo). Die Aktie des zweitgrößten deutschen Energiekonzerns RWE ist gestern an der Börse eingebrochen. Dabei hat das Unternehmen mit einem Plus beim Betriebsgewinn von 18 Prozent für das Geschäftsjahr 2003 die Erwartungen erfüllt. Die RWEAktie gab in der Spitze bis zu 3,3 Prozent nach und lag zum Xetra-Schluss mit 30,75 Euro um 1,91 Prozent im Minus. Analysten erklärten die Abwertung mit dem Höhenflug der Aktie in den vergangenen zwei Monaten.

Seit Ende Oktober waren RWE-Papiere von 24 auf fast 32 Euro gestiegen. Der Strom- und Gasversorger hatte an der Börse stark zugelegt, weil die Umbaupläne des Konzernchefs Harry Roels konkret wurden. Der seit knapp einem Jahr amtierende Vorstandsvorsitzende hatte den Widerstand kommunaler RWE-Aktionäre gebrochen. Der Vertrieb von Strom und Gas im RWE-Konzern wird jetzt neu gebündelt, die Energieerzeugung in einer eigenen Gesellschaft zusammengefasst.

Am Dienstag gab RWE als erstes Unternehmen im Deutschen Aktienindex vorläufige Zahlen für das Geschäftsjahr 2003 bekannt. Vor allem durch Firmenzukäufe konnte der Betriebsgewinn im Gesamtjahr 2003 gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden. Die eigenen Erwartungen seien damit sogar leicht übertroffen worden, berichtete das Unternehmen. Im Kerngeschäft selbst fiel die Steigerung mit 20 Prozent noch größer aus. RWE zählt Strom, Gas, Wasser und Umweltdienste zu seinem Kerngeschäft. 2002 betrug das Betriebsergebnis rund 4,5 Milliarden Euro.

Die jüngsten Großakquisitionen schmälerten durch hohe Firmenwertabschreibungen und Zinsaufwand allerdings auch den Nettogewinn. Der Rückgang sei aber unter 20 Prozent geblieben, berichtete RWE in seinem Überblick. Der Essener Konzern hatte zuletzt das tschechische Gasunternehmen Transgas, den britischen Versorger Innogy und in den USA American Water Works gekauft. Bedingt durch den Verkauf von Beteiligungen ging der RWE-Umsatz 2003 aber insgesamt um sechs Prozent auf 44 Milliarden Euro zurück. Hauptgrund war der Verkauf des Tankstellengeschäfts, das im ersten Halbjahr noch zum Konzern gehörte. Im Kerngeschäft sei der Umsatz um 16 Prozent gestiegen.

Nach dem Höhenflug der Aktie senkten mehrere Investmentbanken am Dienstag ihre Anlage-Empfehlung. Auch deshalb gerieten RWE-Aktien an der Börse unter Druck. Bis zur Bekanntgabe der endgültigen Zahlen am 26. Februar und Informationen über die weiteren Ziele der RWE erwartet Ralf Hallmann von der Bankgesellschaft Berlin eine Festigung des Aktienkurses. Zum Nicht-Kerngeschäft zählt RWE seine Beteiligungen am Baukonzern Hochtief und an der Verluste schreibenden Heidelberger Druckmaschinen AG. Beide Beteiligungen stehen seit langem auf der Verkaufsliste.

RWE bestätigte auch, dass die Strompreise konzernweit um durchschnittlich 2,7 Prozent erhöht werden. Betroffen seien vor allem die Kunden in den Regionen Rhein-Ruhr und Westfalen-Weser-Ems, sagte ein Unternehmenssprecher. Ein Durchschnittshaushalt müsse damit rund 16 Euro mehr im Jahr für seinen Strom zahlen. Auch der Energiekonzern Eon hat zum Jahreswechsel die Preise für die Endverbraucher erhöht. Die Anhebung bewege sich wie bei RWE in der Größenordnung von rund 2,7 Prozent, sagte eine Sprecher der Eon Energie in München. Einen Durchschnittswert wollte er nicht nennen. Die angekündigten Strompreiserhöhungen waren bereits im Vorfeld auf Kritik gestoßen. Verbraucherverbände und Anbieter regenerativer Energie halten Preiserhöhungen nicht für gerechtfertigt. Sie sehen darin nur den Versuch der Versorger, Fakten zu schaffen bevor der neue Energieregulierer im Sommer seine Tätigkeit aufnimmt.

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