ANLEGER Frage: <i>an Malte Diesselhorst < i>Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz
Bei Börsengängen dabei sein?
Mehr und mehr Unternehmen wagen sich wieder an die Börse. Die Emissionspreise sind häufig günstig, zuletzt gab es Chancen auf Kursgewinne. Lohnt es sich wieder für Privatanleger, bei Neuemissionen dabei zu sein? Worauf sollte man achten?
Tatsächlich gelangen zum Jahresanfang mit Derby Cycle und RIB Software am deutschen Aktienmarkt bereits zwei Börsengänge. Weitere sind für dieses Jahr angekündigt, unter anderem Hapag-Lloyd und der zweite Anlauf der GSW. Allerdings: Die Neuemissionen wurden überwiegend von institutionellen Investoren gezeichnet, Privatanleger waren kaum vertreten. Und größere Emissionsgewinne konnten die Zeichner trotz starken Börsenumfelds nicht verbuchen; während Derby Cycle den Ausgabekurs etwa hält, liegt RIB Software inzwischen darunter.
Einige Kriterien können Privatanlegern helfen, zu entscheiden, ob sie sich an einer Aktien-Emission beteiligen wollen. Wie bei jeder Aktie sollten das Branchenumfeld und die Marktstellung des Unternehmens betrachtet werden. Gute Chancen bieten Unternehmen, die zu den Marktführern gehören und schon Geld verdienen. Dividendenfähigkeit ist mehr denn je ein Qualitätsmerkmal.
Wichtig ist die Aktionärsstruktur vor und nach dem Börsengang. Bleiben Großaktionäre, vor allem die Gründer, wesentlich beteiligt oder verkaufen sie ihre Aktien zum Teil? Fließt der Emissionserlös ins Unternehmen oder zu einem größeren Anteil auch an die Altaktionäre? Gibt es eine Halteverpflichtung für das Management und die Altaktionäre? Börsengänge, bei denen Großaktionäre Kasse machen, sollten gemieden werden. Der Erlös aus dem Börsengang sollte im Wesentlichen dem Unternehmen zufließen und für die Entwicklung des Geschäfts verwendet werden.
Emissionen im Prime Standard bieten eine höhere Transparenz als Börsengänge im General Standard oder im Freiverkehr. Sie haben üblicherweise auch ein höheres Volumen. Die Aktien lassen sich wegen der größeren Liquidität leichter verkaufen, und institutionelle Anleger, etwa Fonds, beteiligen sich eher an großen Börsengängen, was der Aktie Stabilität verleiht. Schließlich lohnt sich die Zeichnung nur, wenn auch eine realistische Chance auf Zuteilung besteht. Fair ist ein quotales Verfahren, das auch bei Überzeichnung die Zuteilung einer entsprechend kleineren Anzahl von Aktien sichert.
Wer nach Prüfung dieser Fragen unsicher ist oder das Risiko nicht einschätzen kann, sollte die Emission gelassen abwarten. Erzielt das Unternehmen eine nachhaltige Wertsteigerung, so profitieren davon auch Aktionäre, die ihre Aktien später über die Börse gekauft haben, nicht selten sogar unter dem Emissionskurs.
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an Malte Diesselhorst