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Immobilien: Angebote im Schlussverkauf

Noch zwei Jahre bleiben den städtebaulichen Entwicklungsgebieten zur Vermarktung ihres Baulandes. Die meisten bieten nun auch privaten Immobilienerwerbern Eigenheime an

Am 13. September wird Bausenatorin Ingeborg Junge-Reyer auf dem Gelände des Alten Schlachthofs den ersten Baum in dem neuen Blankensteinpark pflanzen. Dass die Senatorin selbst den Spaten schwingen wird, zeigt auch: Die letzten zwei Jahre vor dem geplanten Ausstieg des Landes aus Förderungen und Verantwortung für die fünf städtebaulichen Entwicklungsgebiete wollen Verwaltung und landeseigene Firmen noch nach Kräften nutzen.

Deshalb werden in den kommenden Jahren auch noch einmal eine Vielzahl von Grundstücken und Häusern für private Käufer auf den Markt kommen. Und auch nach Abschluss der öffentlich geförderten und durchgeführten Entwicklungsmaßnahmen werden Kaufinteressenten noch die Früchte der aufwändigen Arbeiten auf den früheren Industrie- und Gewerbeflächen feilgeboten. Denn die Entwicklungsgesellschaften sollen die dann erschlossenen Grundstücke baureif an den Liegenschaftsfonds des Landes übertragen. Dieser wird den Immobilienbesitz häppchenweise verkaufen. Ob die zuletzt schon deutlich gesunkenen Preise für das Grundeigentum dann noch weiter fallen werden, dürfte von Gebiet zu Gebiet unterschiedlich sein.

Einen ganz anderen, geradezu sorglosen Eindruck vermittelt Herbert Helle, Koordinator des Gebietes an der Rummelsburger Bucht, im Südosten der Stadt: „Wegen der großen Nachfrage nach Grundstücken werden die Preise nicht fallen sondern eher steigen“, sagt er. Je nach Lage und Dichte der Bebauung seien 200 bis 300 Euro je Quadratmeter Grundeigentum fällig. Private Käufer seien willkommen, auch wenn diese im Alleingang nicht bauen dürften: Mindestens fünf Immobilienkäufer müssten sich zu einer Baugruppe zusammenfinden; diese könne dann unter den verschiedenen Stadthaustypen ihre Reihen- oder Doppelhäuser auswählen. Für die fertig gestellten Immobilien müssten die Käufer alle Kosten inklusive zwischen 240000 und 320000 Euro aufbringen.

Wer nicht in eine Baugruppe einsteigen will, kann eine Immobilie in diesem Gebiet auch von einem Bauträger erwerben. Diese bieten Objekte zum Kauf oder zur Miete in der Wasserstadt an. Bis Ende 2006 sollen 3500 der ursprünglich geplanten 5700 Immobilien stehen; darüber hinaus werden dann Grundstücke für den Bau von weiteren 800 Häusern erschlossen sein, die bei entsprechender Nachfrage verkauft werden.

Auch die zweite „Wasserstadt“ in Spandau, im Nordwesten Berlins hat ihr Bauprogramm abgespeckt, weil die Nachfrage geringer als erwartet war: Von den 9300 geplanten Wohnungen sind derzeit 4300 realisiert oder im Bau, weitere 300 kommen bis 2006 hinzu. Die für beide Wasserstädte zuständige Geschäftsführerin Simone Raskob wirbt in Spandau für das geplante Ufer-Terrassenhaus mit gut 30 Eigentumswohnungen mit großer Terrasse und Blick aufs Wasser. Aufmerksamkeit erhofft sich die Geschäftsführerin auch von den acht „Floating-Homes“, auf dem Wasser errichtete Wohnhäuser, die ebenfalls ab 2005 entstehen sollen. Abhängig von der Nachfrage werden in mehreren Etappen 124 Wohneinheiten von der Firma „Interhomes“ errichtet, 40 davon stehen bereits.

Dass so viele Eigenheime in den Entwicklungsgebieten errichtet werden, war eigentlich gar nicht vorgesehen. Doch der Markt verlangte es so. Denn es fehlte an Mietern und Käufern für die ursprünglich geplanten Geschosswohnungsbauten. „Kleinere Einheiten bedeuten auch kleinere Risiken für Investoren“, sagt Hartmut Rakow, Projektleiter des Entwicklungsgebietes Biesdorf-Süd. Auf dem früheren Militär- und Industriegelände in der Nähe der U-Bahn Elsterwerder Platz sind 400 Wohneinheiten entstanden und ebenso viele sollen noch folgen. Die ursprüngliche Strategie, erschlossene Grundstücke mit Platz für mindestens 40 Häuser an Bauträger zu verkaufen, musste man mangels Nachfrage aufgeben. Deshalb will der Entwicklungsträger nun ab Herbst ein selbst entworfenes Haus auf den Markt bringen. Noch sind die Verhandlungen mit den Baufirmen nicht abgeschlossen, doch die Immobilien könnten mit einer Größe von rund 120 Quadratmetern für rund 200000 Euro auf den Markt kommen.

Ähnlich ist die Lage im kleinsten Berliner Entwicklungsgebiet „Eldenaer Straße“. „Wir haben zwar eine gute Nachfrage nach Mietwohnungen, doch bauen will niemand“, sagt Prokurist Hans-Jörg Schmidt. Dabei konnten die 191 Wohnungen in dem bisher fertig gestellten Wohnblock im Jahr 2002 innerhalb von nur drei Monaten vermietet werden. Allerdings profitierte man damals noch von einem beachtlichen Wettbewerbsvorteil: Es gab eine öffentliche Förderung. Seitdem es solche Subventionen nicht mehr gibt, scheuen die Bauträger das Risiko. Deshalb will man an der Eldenaer Straße nun zusammen mit einem externen Projektentwickler private Baugruppen auf den Weg bringen.

Erfolgreich ist man damit bereits in dem fünften Entwicklungsgebiet, in Adlershof. In dem ersten für Eigenheime reservierten Bauabschnitt mit 60 Grundstücken kamen zwei Baugruppen zustande. Und auch sonst lief die Vermarktung laut Verkaufsleiter Robert-Christian Gierth gut: Die meisten Parzellen mit einer Größe zwischen 400 und 550 Quadratmetern seien verkauft. Deshalb gehe nun der zweite Bauabschnitt mit 80 Grundstücken an den Start. Die Grundstückspreise liegen bei rund 110 Euro je Quadratmeter. Die privaten Käufer könnten sich die Baufirmen selbst auswählen. Zu beachten seien die in Einfamilienhaus-Gebieten üblichen Vorgaben hinsichtlich der Größe und die Gestaltung der Häuser. Insgesamt sollen in Adlershof 150 Häuser entstehen und weitere 60 Grundstücke an Baugruppen verkauft werden. Geworben wird mit dem angrenzenden Naturschutzgebiet sowie technischen Innovationen: 15 Grundstücke sind reserviert für Bauherren, die ihre Häuser mit Solartechnik ausstatten. Auch im Eigenheimbau will Adlershof seinem Namen als Innovationsstandort Ehre machen.

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