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Immobilien: Beim Bausparen wird viel Geld verschenkt Unterschiede bei Tarifen und

Belastung werden wenig beachtet

Sichere Geldanlagen haben Konjunktur. Von diesem Trend profitiert das Bausparen. Nach Erfahrungen der Verbraucherzentrale ist aber zu befürchten, dass viele Verträge ohne ausreichende Information abgeschlossen werden. Denn Bausparen ist nicht gleich Bausparen: Einige Tarife sind ausschließlich darauf ausgelegt, dass der Kunde später ein zinsgünstiges Darlehen für eine Baufinanzierung aufnimmt. Hier ist deshalb auch der Guthabenzins in der Ansparphase sehr niedrig: 1,5 bis 2 Prozent. Andere Tarife ermöglichen deutlich höhere Guthabenverzinsungen. Die Bausparkasse zahlt dem Kunden einen Bonus und erstattet mitunter sogar die Abschlussgebühr, wenn der Sparer auf ein Bauspardarlehen am Ende der Sparphase verzichtet. Einige Angebote bringen eine Verzinsung von fast fünf Prozent. Wer zusätzlich einen Anspruch auf staatliche Förderung hat, kann sogar Renditen von deutlich über sechs Prozent erzielen.

Die Unterschiede zwischen diesen zwei Vertragstypen sind erheblich wie Beispiele zeigen. Wer einen Bausparvertrag über eine Summe von 50000 Euro abschließt, und achteinhalb Jahre einer monatliche Rate von 200 Euro spart, erzielt ein Guthaben von 21303 Euro; vorausgesetzt werden hier eine übliche Abschlussgebühr von einem Prozent, eine jährliche Kontogebühr von neun Euro und ein Guthabenzins von 1,5 Prozent. Anders die Rechnung bei einem Zins von fünf Prozent und einer Erstattung der Abschlussgebühr, unter sonst gleichen Bedingungen: Da beläuft sich das Guthaben auf 25189 Euro. Das sind fast 20 Prozent mehr.

Wer von vorneherein weiß, dass er später das Darlehen nicht in Anspruch nehmen wird, sollte deshalb auf einen möglichst hohen Zins und die Erstattung der Abschlussgebühr achten. Aber auch die echten Bausparer, die den Grundstein für eine möglichst günstige Eigenheimfinanzierung in der Zukunft legen möchten, sollten überlegen, ob der Darlehensverzicht nicht der bessere Weg ist. Denn durch den höheren Ertrag in der Ansparphase besitzen sie mehr Eigenkapital und müssen weniger Kredit aufnehmen. Auf den obigen Fall bezogen, bedeutet dies: Nur wenn die Zinsen für Hypothekendarlehen in acht Jahren 7,8 Prozent betragen, stellt sich der Sparer mit dem verbrieften Anspruch auf das Bauspardarlehen (mit Kreditzins von 4,25 Prozent) besser als sein Konkurrent, der auf höhere Guthabenverzinsung setzte. Das war in den zurückliegenden acht Jahren nicht der Fall.

Viele Bausparer glauben überdies, dass der niedrige Kreditzins eines späteren Bauspardarlehens gleichbedeutend sei mit einer niedrigen monatlichen Belastung. Doch das Gegenteil ist der Fall. Weil Bauspardarlehen zumeist innerhalb von acht bis 11 Jahren zurückgezahlt werden müssen, ist die Tilgung meistens erheblich höher als bei einem normalen Hypothekendarlehen. Denn hier kann die Rückzahlung auf rund 30 Jahre gestreckt werden. Bei einem Bausparvertrag in Höhe von über 100000 Euro, der ein Darlehen von 60000 Euro beinhaltet, liegt die monatliche Rate für Zins- und Tilgung bei etwa 600 Euro. Bei einem Hypothekendarlehen mit einer anfänglichen Tilgung von einem Prozent und einem Zinssatz von heute üblichen fünf Prozent beträgt die monatliche Rate für den gleichen Kreditbetrag demgegenüber nur 300 Euro. Sollten die Zinsen auf acht Prozent steigen, sind es ebenfalls nur 450 Euro.

Der Autor ist zuständig für den Bereich Finanzdienstleistungen bei der Verbraucherzentrale des Landes Bremen .

Arno Gottschalk

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