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Immobilien: Frauen entscheiden anders – immer öfter auch am Bau

Branche entdeckt vernachlässigte Zielgruppe. Auch auf der Bautec gibt es Angebote.

Klack, klack, klack, Hannas Absätze auf den Treppenstufen kündigen den Trockenbauern unseren Besuch an. Erste Besichtigung mit der Freundin im fast sanierten Altbau. „Was meinst Du? Hier wollen wir eine Zwischenwand setzen lassen, die den Wohnraum abtrennt. Für eine kleine Bibliothek.“ Die Freundin rät ab – ein großer Wohnbereich ist doch viel schöner. Hanna entscheidet sich ein paar Tage später gemeinsam mit ihrem Freund – gegen das Lesezimmer.

Inneneinrichter und Makler wissen es schon längst: Frauen bestimmen beim Bauen und Modernisieren mit – und sie entscheiden anders als Männer. Das belegt jetzt die Studie „Frauen bauen – eine neue Zielgruppe rückt in den Focus“, die Dr. Bernd W. Dornach vom Institut für Handwerksmarketing im Auftrag des Baustoffhändlers Hagebau erstellt hat.

Auch die heute zu Ende gehende Bautec – Fachmesse für Bauen und Gebäudetechnik widmet sich der frisch entdeckten Zielgruppe. In Fachvorträgen informieren Experten über den Unterschied zwischen Männlein und Weiblein in Sachen Bauen. Geldwerte Infos nicht nur für Handwerker, die an lukrative Aufträge kommen wollen. Wolfgang Garden, Hagebau-Verkaufsleiter Bauen und Modernisieren, erklärt dazu: „Wir haben in vielen Gesprächen bemerkt, dass die Frauen oft ausschlaggebend sind. Darüber wollten wir mehr wissen – deshalb die Studie, für die wir derzeit noch weitere Daten sammeln.“

Besonders für die IHK-geprüften Projektbetreuer, die Familien auf Wunsch bei Umbau und Modernisierung unterstützen, ergab die Studie jede Menge Futter für den Umgang mit den Kunden – und Kundinnen: Ob die Fassade renoviert werden soll, der Dachausbau ansteht oder die Familie sich ein neues Bad wünscht, Frauen gehen anders heran. „Zunächst mal sind sie weniger technikorientiert als Männer“, sagt Garden, „aber sie wollen genau wissen, wie es am Ende aussieht und sie hinterfragen mehr Details. Wie viele Handwerker werden während des Umbaus im Haus sein? Wird man die Toilette benutzen können? Wie viel Dreck wird da entstehen?“ Frauen nutzten ihre sozialen Netzwerke, holten sich bei Bekannten und Freunden Rat, recherchierten, wer welche Erfahrungen gemacht hat. „Wie der Parkettkleber heißt, ist ihnen dagegen egal.“ Männer hinterfragten dagegen mehr Produkttechnik und Preise.

Diese Unterschiede will die Branche künftig auch in der Qualifizierung der Verkäufer, Berater und Betriebe berücksichtigen; bis Ende 2008 möchte Hagebau zum Beispiel im Rahmen einer Kampagne etwa 1000 Betriebe speziell für die Modernisierung fit gemacht haben, mit Zertifikat. Ein fetter Markt, denn knapp 30 Millionen Wohneinheiten sind in Deutschland älter als 30 Jahre. Allein die happigen Energiekosten dürften für etliche Eigentümer bald Anlass zum Modernisieren sein.

Doch nicht nur als Kundin steht die Frau bei der Bautec im Fokus – auch in Bauberufen soll sie präsenter werden. So laden die Berliner Handwerkskammer und die Fachgemeinschaft (FG) Bau Schülerinnen ein, sich auf der Messe verschiedene Ausbildungsberufe genauer anzuschauen und sich auf der „lebenden Baustelle“ in Halle 21 b am Stand 211 unter Anleitung erfahrener Handwerksmeister auszuprobieren.

Roland Bank, Geschäftsführer des Berufsförderungswerkes der FG Bau, bedauert, dass Mädchen in Bauberufen unterrepräsentiert sind: „Ihr Anteil liegt bei weniger als zehn Prozent. Da halten sich einfach die alten Vorurteile; Baujobs sind zu schwer und zu schmutzig.“ Dabei seien Mädchen nicht weniger kompetent und die körperlich schwere Arbeit stünde längst nicht mehr im Vordergrund. „Schließlich gibt’s ja auch mal ’nen schmächtigen Maurer.“ Aber es bewegt sich etwas, meint Bank: „Die Mädels rücken auf – besonders bei den Zimmerern, den Stuckateuren und im Trockenbau. Das verdanken wir auch der ostdeutschen Tradition. Da gab es selbstverständlich Frauen in diesen Berufen, sogar im Stahlbetonbau.“

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