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Nicht drängen lassen: Für den Hauskauf findet sich noch ein Kredit

Eine möglichst hohe Eigenkapitalquote hält Zinsen und Kreditraten auf Dauer klein. Nicht nur Banken, auch Versicherungsinstitute verleihen Geld.

Auf die Idee, eine Immobilie zu kaufen, kommen derzeit viele. Angst davor, keine Bank mehr zu finden, die die Finanzierung übernimmt, brauche man deshalb aber nicht haben, sagte Niels Nauhauser. „Solange die Kreditwürdigkeit stimmt, bekommen Immobilienkäufer auch ein Darlehen“, so der Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Welche Bank sagt schon, ,Nein danke, wir haben unsere Gewinnziele bereits erreicht’, wenn ein Kunde Geld leihen will?“ Daran ändere auch nichts, dass angesichts der Finanzkrise und der Diskussionen um Rezession und Inflationsgefahr viele Banken deutlich mehr Immobiliendarlehen vergeben haben als üblich.

Dass die Banken derzeit zögerlich mit der Kreditvergabe sein könnten, weil sich das Zinsniveau womöglich ändert, hält Nauhauser für an den Haaren herbeigezogen. „Banken hindert nichts daran, Kredite zu vergeben, selbst wenn die Zinsen 2012 deutlich höher wären.“ Sie kalkulieren die Konditionen stets so, dass ihre Marge in jedem Fall stimme. Andererseits gebe es keinen Grund, beim Immobilienkauf nun besonders schnell zu entscheiden. Die Angst vor steigenden Hypothekenzinsen im neuen Jahr sollte jedenfalls bei der Entscheidung „Kaufen oder nicht?“ keinen Ausschlag geben.

Viel wichtiger sei, ob Kaufinteressenten das passende Objekt tatsächlich gefunden haben und ob es für die Finanzierung ein tragbares Fundament gibt. „Dafür muss man sich Zeit nehmen. Wie viel Eigenkapital kann man einsetzen? Macht es Sinn, Altersvorsorgeverträge zu kündigen, um die Zinslast zu senken? Und wie hoch darf die monatliche Belastung in den nächsten Jahren maximal sein?“, seien gute Leitfragen, erklärte Nauhauser. Auch aus Vernunftgründen sollte man keinesfalls mehr als 70 Prozent über die Bank finanzieren. Einige Bankhäuser verlangen von Freiberuflern sogar eine 40-prozentige Beteiligung. Je weniger Geld verzinst werden muss, desto geringer fallen Zinslast und Tilgungen aus.

„Fehlentscheidungen kosten bestenfalls nur ein paar Tausend Euro mehr an Zinsen, schlimmstenfalls können sie einen aber finanziell ruinieren.“ Ein Eigenheim weitgehend auf Pump zu kaufen, sei ein beträchtliches, oft unterschätztes Risiko: „Wenn ich 20 Prozent Eigenkapital habe, nach fünf Jahren ausziehen muss, der Wert der Immobilie aber um 20 Prozent gesunken ist, dann habe ich mein ganzes Geld verspielt“, warnte Nauhauser. „Eine kreditfinanzierte Immobilie ist im Vergleich zu einer Anlage der Eigenmittel in Aktienfonds viel riskanter. Denn ein Komplettverlust ist bei breit streuenden Aktienfonds praktisch ausgeschlossen.“ Wer ein Haus oder eine Wohnung kauft, sollte sich im Klaren darüber sein, dass sein Eigenkapital dort nicht risikolos angelegt ist.

Die Bank sei in Deutschland in einer starken Position gegenüber dem Darlehensnehmer: „Wer seine Raten nicht mehr bezahlt, muss damit rechnen, dass die Bank den Vertrag kündigt und das Haus zwangsversteigern lässt.“ Dass manche Banken da kulanter reagieren als andere, ist denkbar. Da mag der Berater bei der Hausbank heute vielleicht einen Vertrauensbonus haben. Im Zweifel gelte aber immer die vertragliche Vereinbarung. Kulanz könne man ja nicht einklagen.

Bei der Suche nach einem Immobilienkredit kommen durchaus nicht nur klassische Finanzinstitute in Frage. Auch Versicherungsunternehmen verleihen oft Geld. „Sie bieten sogar oft langfristigere Darlehen an als Banken“, sagte Nauhauser. Vorsicht ist geboten, wenn der Kreditgeber zum Beispiel darauf besteht, dass das Darlehen nur in Kombination mit einem Versicherungsvertrag zu bekommen ist. In solchen Fällen sei nicht mehr transparent, wie teuer der Kredit tatsächlich ist, warnte Nauhauser. dpa/Tsp

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