
© Mike Wolff TSP
„In China nicht mehr wettbewerbsfähig“: Studie warnt vor Abstieg von Europas Autoindustrie
Das Verbrenner-Aus werde die „schmerzhafte Schrumpfung“ von Europas Autobauern deutlich verstärken und sie tief in die roten Zahlen drücken, warnen Ökonomen. Bei E-Autos sei man China deutlich unterlegen.
Stand:
Vor der Entscheidung der EU-Kommission über eine mögliche Aufweichung des Verbrenner-Aus zeichnet eine neue Studie ein düsteres Bild der europäischen Autobranche. Nach Berechnungen der US-Unternehmensberatung Kearney, die dem „Spiegel“ vorliegen, würden die bestehenden Vorschriften zur CO2-Reduktion die hiesigen Hersteller tief in die Verlustzone drücken.
Europäische Autokonzerne seien „in China bei den batterieelektrischen Fahrzeugen nicht mehr wettbewerbsfähig“, im US-Markt belaste sie die Zollpolitik von Präsident Donald Trump, sagt Wulf Stolle, Partner bei Kearney und Studienautor.
EU-Heimatmarkt deutlich wichtiger geworden
Umso wichtiger werde der europäische Heimatmarkt. Doch hier gerate die Branche wegen der CO₂‑Flottengrenzwerte der EU unter „beispiellosen regulatorischen und finanziellen Druck“. Auf Basis aktueller Geschäftszahlen hat Kearney die Gewinnmargen der großen Hersteller im europäischen Markt bis 2030 prognostiziert, von VW über BMW und Mercedes bis Stellantis und Renault.
Europäische Hersteller sind in China bei den batterieelektrischen Fahrzeugen nicht mehr wettbewerbsfähig
Wulf Stolle, Studienautor
Bleibt es beim Verbrenner-Aus, fallen ihre Umsatzrenditen demnach in Summe von heute durchschnittlich 5,5 Prozent auf bis zu minus 2,9 Prozent. Ohne Gegenmaßnahmen, sagt Stolle, „führen die EU-Vorgaben bis 2030 zu herben Verlusten“.
Europäische Hersteller könnten „einen schmerzhaften Schrumpfungsprozess durchlaufen“. Die EU-Vorschriften besagen, dass in Europa verkaufte Neufahrzeuge von 2035 an im Betrieb kein CO₂ mehr ausstoßen dürfen. Das bedeutet faktisch das Aus für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor.
Gradueller Abstieg der europäischen Autobranche
Die EU-Kommission hatte zuletzt angekündigt, die Zulassung von Ausnahmen zu prüfen, etwa für Plug-in-Hybride und Autos mit sogenannten Range Extendern. Die Entscheidung soll in den kommenden Wochen fallen. Stolle glaubt, dass befristete Ausnahmen „den graduellen Abstieg der europäischen Autobranche nur verlängern“.
Er spricht von einem strukturellen Bruch: Das E-Auto sei ein in wesentlichen Bereichen anderes Produkt. Statt des über Jahrzehnte aufgebauten Vorsprungs beim Verbrennungsmotor und den etablierten Marken – traditionelle Stärken insbesondere der deutschen Hersteller – entscheide zunehmend die Batterie- und Software-Expertise darüber, wer den Markt dominiert. „Auf diesen Gebieten sind die Chinesen den Europäern voraus.“ (Tsp)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: