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Siemens soll „schlanker, schneller und agiler“ werden, sagt Konzern-Chef Peter Löscher und kündigt ein Sparprogramm an. Details kommen aber erst im Herbst.

© dapd

Siemens: In schwierigem Gelände

Der Technologiekonzern spürt die schwache Konjunktur stärker als erwartet. Das Gewinnziel ist in Gefahr. Unternehmenschef Peter Löscher kündigt ein neues Sparprogramm an, Details nennt er noch nicht.

Wie Siemens das schaffen will, bleibt offen. Die Geschäfte laufen nicht gut. Konzern-Chef Peter Löscher drückt es so aus: „Wir befinden uns in steinigem Gelände.“ Die Zahlen des dritten Quartals seien geprägt von einem zunehmend schwierigen weltwirtschaftlichen Umfeld. „Einer der Hauptgründe dafür ist die andauernde und derzeit eher wieder zunehmende Unsicherheit in unserem Heimatmarkt hier in Europa“, sagte Löscher. Dennoch hält der Konzern an seinem Ergebnis-Ziel von 5,2 Milliarden Euro fest. „Angesichts des verschlechterten Umfelds ist es schwieriger geworden, unsere Prognose für das Geschäftsjahr zu erreichen“, räumte Löscher ein. Nach den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres, das bis Ende September läuft, stehen da aber erst 3,6 Milliarden.

Doch Siemens schreckte offenbar davor zurück, die bereits vor drei Monaten gesenkte Prognose erneut zu reduzieren. Finanzchef Joe Kaeser formulierte es so: „Wir nähern uns dem Ziel von unten.“ Ein neues Sparprogramm soll nun helfen.

Die Anleger reagierten mit Verkäufen auf die Quartalszahlen: Die Aktie büßte im deutschen Leitindex Dax in der Spitze vier Prozent auf 64,50 Euro ein, konnte aber einen Teil der Verluste wieder wettmachen.

Dank eines dicken Auftragspolsters steigerte Siemens den Umsatz im abgelaufenen Quartal zwar um zehn Prozent auf 19,5 Milliarden Euro. Aber der Gewinn aus fortgeführten Aktivitäten (ohne Osram) blieb mit 1,2 Milliarden weit unter den Erwartungen der Analysten. Der für die Zukunft wichtige Auftragseingang schrumpfte sogar um knapp ein Viertel auf 17,8 Milliarden Euro. Der Schweizer Konkurrent ABB meldete dagegen am Donnerstag ein Auftragsplus von neun Prozent auf 8,3 Milliarden Euro.

Die wachsende Investitionszurückhaltung der Kunden spürt Siemens zum Beispiel in der Industriesparte. Die Kunden bauen weniger Produktionsanlagen und benötigen daher weniger Automatisierungs- oder Antriebstechnik von Siemens. „Siemens war damit deutlich stärker als bislang angenommen von dem abgeschwächten konjunkturellen Umfeld betroffen, was sich vor allem im Industriegeschäft bemerkbar machte“, kommentierte Analyst Markus Friebel von Independent Research. Er rechnet damit, dass Siemens die Prognose für das laufende Geschäftsjahr verfehlen wird.

Wartende Windräder. Der Rückgang bei den Auftragseingängen resultiert auch aus dem schwächeren Marktumfeld bei den Erneuerbaren Energien.
Wartende Windräder. Der Rückgang bei den Auftragseingängen resultiert auch aus dem schwächeren Marktumfeld bei den Erneuerbaren Energien.

© Reuters

Dass die Auftragseingänge so schwach waren, findet Commerzbank-Analyst Ingo Schachel nicht so problematisch. Er sorgt sich eher um die gesunkene Profitabilität im Industriebereich. „Die Kostenbasis muss runter“, sagt er. Tatsächlich kündigte Löscher am Donnerstag ein Programm an, das Siemens „schlanker, schneller und agiler“ machen und die Kosten senken soll. Es gehe dabei nicht primär um den Abbau von Stellen, sondern darum, Produktivität und Effizienz zu erhöhen und die Prozesse zu verbessern. Details will Siemens im Herbst nach seiner Führungskräftetagung mitteilen.

Nach neun Monaten kommt Siemens nun auf einen Umsatz von 56,7 Milliarden Euro. Löscher sagte, das Ziel, den Umsatz durch profitables Wachstum in Richtung 100 Milliarden zu bringen, stehe. Erneut nannte er aber keinen Zeitraum. Mit organischem Wachstum sei die Marke in absehbarer Zeit und in dem konjunkturellen Umfeld nicht zu erreichen, meint Analyst Schachel.

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