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Wirtschaft: Intershop: Software-Anbieter schockiert die Börse

Der Neue Markt ist mit Verlusten von rund zwölf Prozent in das neue Jahr gestartet. Auslöser des höchsten Tagesverlustes in der Geschichte des Marktsegments war das Software-Unternehmen Intershop, das die Börse mit einer Gewinnwarnung schockte.

Der Neue Markt ist mit Verlusten von rund zwölf Prozent in das neue Jahr gestartet. Auslöser des höchsten Tagesverlustes in der Geschichte des Marktsegments war das Software-Unternehmen Intershop, das die Börse mit einer Gewinnwarnung schockte. Die Intershop-Aktie büßte 70,86 Prozent ein und riss den gesamten Markt mit. Das Papier ging bei 9,74 Euro aus dem Handel. Analysten warnten vor einer unberechenbaren Entwicklung am Neuen Markt.

Die Wachstumswerte am Frankfurter Neuen Markt erlebten am Dienstag einen rabenschwarzen Start ins neue Börsenjahr. Mit ständig neuen Tiefständen wird der erste Handelstag des Jahres 2001 wohl allen lange unvergessen bleiben. Der Nemax verlor binnen elf turbulenten Handelsstunden 12,01 Prozent auf 2524,44 Zähler. Phasenweise rutschte er gar auf 2513,67 Punkte ab - ein neues 52-Wochen-Tief. Ein Ende der Talfahrt ist nicht abzusehen, denn auch die amerikanischen Börsen rutschten am Dienstag ab. Die US-Technologiebörse Nasdaq notierte am Abend um über sieben Prozent im Minus bei 2283 Punkten, der Dow-Jones-Index büßte 1,59 Prozent auf 10 613 Zähler ein.

"Die Bodenbildung ist noch nicht erreicht", sagte Albert Rapp, Händler bei Trinkaus & Burkhardt. Der Fall des Neuen Marktes könnte sogar weitergehen, befürchtet er. Dabei waren viele Händler von einem freundlichen Auftakt ausgegangen. Doch die Gewinn- und Umsatzwarnung vom Indexschwergewicht Intershop Communications zerstörte diese Hoffnung. "Das war ein Hammer", sagte Rapp. Schließlich galt Intershop als ein "Musterschüler" unter den Nemax-50-Werten. Die Erwartungen seien bislang erfüllt worden, alle hätten "an eine Zukunft des Unternehmens" geglaubt.

Der 1992 in Jena gegründete Intershop-Konzern gilt als einer der Senkrechtstarter der Internet-Wirtschaft. "Mit Intershop ist eine der letzten Ikonen am Neuen Markt gefallen", sagte ein Analyst. Der Nettoverlust des deutsch-amerikanischen Unternehmens wird im Jahr 2000 bei einem Umsatz von 121 bis 123 Millionen Euro (plus 165 Prozent) voraussichtlich zwischen 37 und 39 Millionen Euro (bis zu 76,3 Millionen Mark) liegen, teilte Finanzvorstand Wilfried Beeck mit. "Wir sind enttäuscht vom Ergebnis des vierten Quartals." Als Grund nannte er die Investitionszurückhaltung in den USA. "In den USA blieb der Umsatz im letzten Jahresviertel rund 80 Prozent hinter unseren Erwartungen zurück", sagte Beeck dem Handelsblatt. Gleichzeitig kündigte Beeck eine Neuausrichtung der Intershop-Aktivitäten in den USA an. "Wir werden uns künftig in den USA nur noch auf den Business-to-Business-Bereich konzentrieren", sagte er.

Das Softwareunternehmen mit Firmensitzen in San Francisco und Jena erwirtschaftete nach eigenen Aussagen im vierten Quartal 2000 nach "vorläufigen und ungeprüften" Ergebnissen einen Umsatz von 28 bis 30 Millionen Euro. Geplant waren Erlöse von 40 bis 50 Millionen Euro. Im gleichen Zeitraum fuhr das am Neuen Markt und an der Nasdaq notierte Unternehmen einen Verlust von 30 bis 32 Millionen Euro ein. "Und ob wir 2001 die Gewinnschwelle erreichen, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorhersehen", sagte Beeck weiter. Die vollständigen Ergebnisse für das Finanzjahr will Intershop am 31. Januar bekannt geben.

Bereits im November hatte Intershop einen Verlust für das dritte Quartal 2000 gemeldet und angedeutet, das Unternehmen werde für das Gesamtjahr 2000 rote Zahlen schreiben. Den Verlust im dritten Quartal hatte Intershop mit Marketingausgaben - insbesondere für den Einstieg in den US-Markt - und mit den Ausgaben für zwei Akquisitionen erklärt.

Dass Intershop im vierten Quartal seine Ziele so weit verfehlt hat, erklärt Beeck mit "zahlreichen potenziellen Aufträgen in Millionenhöhe, die wir für Ende des Quartals erwartet hatten, die aber ins nächste Jahr verschoben wurden". Intershop-Gründer und Vorstandschef Stephan Schambach äußerte sich optimistisch, dass das Geschäft mit Software für den digitalen Handel 2001 besser läuft. "Wir sind überzeugt, dass die Unternehmen in diesem Jahr ihre Investitionen in E-Commerce ausbauen werden."

mot

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