zum Hauptinhalt

KARRIERE Frage: Ist der Jobwechsel zu riskant?

Sollte man eine unbefristete Festanstellung, in der man nicht zufrieden ist, gegen eine befristete Stelle tauschen? Ein Pro und Contra

Ich bin Referentin in einer kleinen Firma und unzufrieden mit meinen Arbeitsbedingungen. Mein Chef blockiert jede Art von Kreativität und kontrolliert alles. Dazu ist er fachlich nicht immer kompetent. Alle Wege, ihn dazu zu bewegen, mir und meinen Kollegen mehr Freiheit und Verantwortung zu geben, sind gescheitert. Nun habe ich die Chance, eine interessante Stelle bei einem großen Arbeitgeber anzunehmen. Dafür müsste ich aber meine unbefristete Festanstellung gegen eine auf ein Jahr befristete Anstellung eintauschen. Ist das Risiko nicht zu groß?

Gehen oder bleiben – diese Frage ist oft nicht leicht zu beantworten. Tun Sie zunächst vor allem eines: Überstürzen Sie nicht die Entscheidung und tappen Sie nicht in die typischen Wechselfallen.

Nicht gleich jedes Problem, jede Missstimmung sollte Anlass sein, das Unternehmen zu wechseln. Wer häufig wechselt, schadet der eigenen Karriere. Etwa drei Jahre Verweildauer für einen Arbeitnehmer unter 35 Jahren und vier bis fünf Jahre für Arbeitnehmer ab 40+ sind idealtypisch. So lange sollte man an einem Arbeitsplatz „aus- und durchhalten“. Denn: Arbeitgeber vermuten hinter häufigen Wechseln Misserfolg, Unzuverlässigkeit und fehlendes Durchhaltevermögen.

Nach Ihren Schilderungen klingt es jedoch so, dass Sie für Ihre Probleme bisher erfolglos nach verschiedenen Lösungswegen gesucht haben. Daher scheint nun wirklich die Zeit für einen Wechsel gekommen zu sein. Denn genauso schädlich wie das zu häufige Wechseln, kann sich auch das zu lange Ausharren negativ auswirken. Starke Unzufriedenheit mit der Jobsituation kann sogar Ihre Gesundheit belasten.

Bevor Sie aber eine endgültige Entscheidung treffen, prüfen Sie kritisch, was Ihnen beim Arbeiten besonders wichtig ist. Welche Aussicht besteht, dieses am neuen Arbeitsplatz tatsächlich vorzufinden? Der Name eines Unternehmens allein sollte für Sie nicht der entscheidende Wechselgrund sein. Denn das ist noch keine Garantie, dass Ihnen die Arbeit, das Betriebsklima, der Vorgesetzte mehr als in Ihrem jetzigen Betrieb zusagen. Zumal dieser Job nur befristet ist.

Sprechen Sie den potenziellen Arbeitgeber auf die Chancen an, nach dem Jahr übernommen zu werden. Beraten Sie sich mit Ihrem Partner und kontaktieren Sie Menschen aus Ihrem beruflichen Netzwerk. Vielleicht ergeben sich daraus schon ganz neue berufliche Perspektiven. Und seien Sie sich darüber im Klaren: Ihre alten Probleme werden Sie vielleicht los, aber neue werden auf Sie zukommen. Hürden wird es immer geben. Entscheidend ist, wie Sie damit umgehen.

– Haben Sie auch eine Frage?

 Dann schreiben Sie uns: E-Mail: Redaktion.Beruf@tagesspiegel.de

Jürgen Hesse, Büro für Berufsstrategie

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false