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Daimler-Chrysler: Jobkiller am Valentinstag

Keine guten Nachrichten für die Chrysler-Belegschaft am Valentinstag: 13.000 Jobs werden in den USA abgebaut und ein Werk geschlossen. Bis 2008 soll der Konzern wieder ins Plus kommen, sonst ist auch ein Verkauf nicht ausgeschlossen.

Auburn Hills/Stuttgart - Die "himmlische Ehe" zwischen Daimler-Benz und Chrysler steckt in der tiefsten Krise seit ihrem Bestehen. Keine Möglichkeit wird mehr in der Stuttgarter Konzernzentrale ausgeschlossen, um den Autobauer vor weiteren Milliardenverlusten zu bewahren - auch der Verkauf der schwer angeschlagenen US-Tochter Chrysler nicht. Sollte Daimler-Chrysler-Chef Dieter Zetsche seiner Ankündigung wirklich Taten folgen lassen, wäre das der bitterste Moment seiner noch kurzen Amtszeit als Vorstandschef. Damit könnte die vor neun Jahren geschlossene Hochzeit im Autohimmel, wie Zetsches Vorgänger Jürgen Schrempp in einer ersten Euphorie den transatlantischen Industriezusammenschluss genannt hatte, vor einer irdischen Scheidung stehen.

Erst die vermeintlich erfolgreiche Sanierung des US-Unternehmens hatte Zetsche an die Spitze von Daimler-Chrysler gebracht. Nun muss sich der Mann mit dem markanten Schnauzbart schwere Managementfehler in den USA vorwerfen lassen: Die Produktpalette von Chrysler ist veraltet und die großen Spritfresser stehen unbeachtet in den Hallen der Händler. Damit muss sich der drittgrößte US-Autobauer eingestehen, einen Trend verschlafen zu haben.

Murren in der Belegschaft

Mehr als 26.000 Jobs hatte Zetsche bei seiner ersten Totalsanierung von Chrysler gestrichen, nun sollen rund 13.000 weitere folgen und ein Werk geschlossen werden. Das Murren in der Belegschaft über diese Kahlschlagpolitik, der auch in der Mercedes Car Group im vergangenen Jahr fast 10.000 Arbeitsplätze zum Opfer fielen, wurde in den vergangenen Monaten immer lauter. Die Stimmung nähere sich derzeit dem Gefrierpunkt, ist aus der Stuttgarter Zentrale sowie in US-Gewerkschafterkreisen zu vernehmen. Der Sympathiebonus von "Doktor Z.", wie der Spitzname von Zetsche lautet, scheint lange aufgebraucht zu sein.

Der Druck auf Zetsche kommt aber nicht nur von innen. Das Herumdoktern bei dem Verlustbringer Chrysler scheint auch im Aufsichtsrat immer mehr zu Unmut zu führen. Das geplante Kleinwagenprojekt mit dem chinesischen Autobauer Chery wird offenbar ähnlich verhalten betrachtet, wie die Ankündigung von Zetsche, die Marken Daimler-Benz und Chrysler enger zu verzahnen und gemeinsame Produktionsplattformen zu entwickeln.

Gesamtkonzern musste Prognose korrigieren

Der operative Verlust bei Chrysler lag 2006 bei 1,1 Milliarden Euro, nachdem im Jahr zuvor noch ein Plus von 1,5 Milliarden Euro verbucht worden war. Wegen das Abrutschens in die roten Zahlen hatte der Gesamtkonzern seine Prognose deutlich reduzieren müssen. Statt wie geplant den operativen Gewinn auf 6 Milliarden zu steigern, wurde nun lediglich ein Anstieg von 5,2 Milliarden auf 5,5 Milliarden Euro realisiert.

Die Botschaft von Gesamtbetriebsratschef Erich Klemm an Zetsche ist daher eindeutig: Der Vorstandschef muss endlich handeln, damit die wieder erstarkte Marke mit dem Stern nicht in den finanziellen Abwärtsstrudel von Chrysler gerät, forderte der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende. Es sei deutlich geworden, dass die Synergiepotenziale zwischen Mercedes-Benz und Chrysler begrenzt seien. (tso/dpa)

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