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Wirtschaft: Kamps AG: Barilla will den Bäcker Kamps übernehmen

Der italienische Pastahersteller Barilla will den deutschen Großbäcker Kamps übernehmen. Ein entsprechendes Angebot machte Barilla den freien Aktionären der Kamps AG, die 85 Prozent der Anteile halten.

Der italienische Pastahersteller Barilla will den deutschen Großbäcker Kamps übernehmen. Ein entsprechendes Angebot machte Barilla den freien Aktionären der Kamps AG, die 85 Prozent der Anteile halten. Der Kurs der Kamps-Aktie machte einen Sprung um über 15,96 Prozent auf 12,50 Euro. Kamps lehnte die Kaufofferte als zu niedrig ab. Analysten bewerten eine Fusion positiv, da sich die Geschäfte der Unternehmen ergänzten.

Gerüchte über eine Fusion der Unternehmen kursieren bereits seit Mitte des vergangenen Jahres. Nach einer unkontrollierten Expansion war der Kurs der Kamps-Aktie von einem Hoch bei 44,45 Euro auf 4,25 Euro im September abgestürzt. Eine gute Gelegenheit für den Teigwarenproduzenten, günstig bei dem größten Backwarenhersteller Europas einzusteigen. Firmengründer Heiner Kamps bestätigte erst kürzlich, dass es Gespräche zwischen den Unternehmen gegeben habe. Offenbar sind die Verhandlungen gescheitert, was Barilla zu dem öffentlichen Übernahmeangebot veranlasste.

Barilla bietet den Kamps-Aktionären zwölf Euro pro Aktie. Das entspricht einem Aufschlag von 11,3 Prozent auf den Schlusskurs vom Freitag. Barilla-Finanzvorstand Vittorio Ogliengo sagte am Montag, man wolle mindestens 50 Prozent der Aktien übernehmen. Über die Börse habe das Unternehmen bisher einen Anteil von 2,07 Prozent an der Kamps AG erworben. Barilla bewertet den Großbäcker laut Ogliengo mit 993 Millionen Euro.

Analysten bewerten eine Fusion der Unternehmen positiv. "Beide Unternehmen ergänzen sich in ihren Geschäftsbereichen", sagt Thilo Kleibauer, Einzelhandelsanalyst des Bankhauses M.M. Warburg. Zudem könne ein fusioniertes Unternehmen seine Verhandlungsposition gegenüber dem Lebensmittelhandel verbessern. Die Privatbank Sal. Oppenheim rechnet damit, dass sich beide Unternehmen auf einen Zusammenschluss einigen werden. Barilla müsse beim Kaufpreis für die Aktien aber noch einmal nachlegen. Ein offizielles Angebot an Kamps will der Pastaproduzent erst im Mai vorlegen.

Barilla ist der weltweit größte Nudelhersteller, erwirtschaftet inzwischen aber rund 60 Prozent seines Umsatzes von 2,4 Milliarden Euro (Geschäftsjahr 2001) mit Backwaren. Vor drei Jahren kaufte der in Parma ansässige Familienkonzern die schwedische Knäckebrotmarke Wasa. "Kamps und Barilla ergänzen sich hervorragend in ihren Marken, Produkten und Märkten", sagte Firmenchef Guido Barilla. Er hoffe daher auf eine positive Reaktion des Kamps-Managements. Die Großbäckerei solle als eigenständiger Geschäftsbereich in den Barilla-Konzern eingegliedert werden und seine Firmenidentität behalten, betonte er.

Der Kamps-Vorstand lehnte das Übernahmeangebot am Montagabend ab. Der Kaufpreis für die Anteile sei "eindeutig zu niedrig", hieß es in einer Erklärung des Vorstandes. Das Düsseldorfer Unternehmen kritisierte vor allem, dass der Nudelkonzern vorhandene Synergiepotenziale nicht nutzen und zudem die Kamps-Aktie von der Börse nehmen wolle. Das würde den Verlust einer wichtigen Finanzierungsquelle bedeuten.

Firmengründer Heiner Kamps hatte das Unternehmen 1998 an die Börse gebracht und anschließend eine rasante Expansion in Deutschland und den europäischen Nachbarländern eingeleitet. Im vergangenen Jahr erlitt Kamps einen Gewinneinbruch von 88 Prozent auf 5,5 Millionen Euro. Der Umsatz lag bei 1,7 Milliarden Euro. Grund für das schwache Ergebnis waren vor allem die hohen Zinszahlungen. Bei seinen Zukäufen hatte sich Kamps mit über 750 Millionen Euro verschuldet.

msh

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