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Die Regale so voll, die Packungen so leer.

© imago images/Jochen Tack

Unrühmlicher Preis für Verbraucherprodukte: Kandidaten für „Mogelpackung des Jahres“ stehen fest

Kekse, Riegel, Soßen: Fünf Produkte stehen zur Wahl, die durch „besonders raffinierte Füllmengenänderungen“ deutlich teurer wurden.

Verbraucherinnen und Verbraucher können wieder über die „Mogelpackung des Jahres“ abstimmen. Die Verbraucherzentrale Hamburg nominierte fünf Kandidaten, die durch „besonders raffinierte Füllmengenänderungen“ im vergangenen Jahr deutlich teurer wurden. Auf der Liste finden sich „KitKat“ von Nestlé, Kekse von Bahlsen und von Griesson – de Beukelaer sowie Soßen von Knorr und von Homann. Die Abstimmung im Netz läuft bis zum 24. Januar.

So werfen die Verbraucherschützer Nestlé vor, nur noch vier „KitKat“-Riegel in eine Packung zu füllen statt fünf wie bisher. Damit würden die Schokoriegel bei gleichem Preis (1,99 Euro) „klammheimlich“ um 25 Prozent teurer. „Der Konzern weiß, dass dieser Trick gut funktioniert, und hat diese Masche schon häufiger bei seinen Süßwaren angewendet“, kritisierte die Verbraucherzentrale.

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Die fünf Kandidaten für den Negativpreis waren im vergangenen Jahr bereits jeweils zur „Mogelpackung des Monats“ gekürt worden. Nestlé hatte im März argumentiert, mit der Verkleinerung der Packung auf gestiegene Kosten in den vergangenen Jahren reagiert zu haben.

„Immer wieder sind gut getarnte Füllmengenänderungen das Mittel der Wahl, um teils drastische Preiserhöhungen durchzusetzen“, erklärt dagegen Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Das klappt deshalb so gut, weil der Handel, der allein die Verkaufspreise festlegt, mitmacht, und die Politik die Unternehmen gewähren lässt.“ Verbraucherinnen und Verbraucher würden die Tricksereien oft gar nicht bemerken und so deutlich mehr für bestimmte Produkte zahlen.

Immer weniger von ihnen landen tatsächlich in den Packungen, kritisieren Verbraucherschützer: Kekse in einer Bahlsen-Fabrik.
Immer weniger von ihnen landen tatsächlich in den Packungen, kritisieren Verbraucherschützer: Kekse in einer Bahlsen-Fabrik.

© Tagesspiegel / Kitty Kleist-Heinrich

Bahlsen und Griesson – de Beukelaer stellen die Verbraucherschützer für luftige Verpackungen von Waffelblättchen an den Pranger. Bei der Sorte „Perpetum“ von Bahlsen habe der Hersteller einen anderen Namen und ein „schickes“ Verpackungsdesign ersonnen, bei gleichem Preis steckten aber nur noch 97 statt 130 Gramm im Karton. Früher hießen die Kekse „Afrika“. Bahlsen erklärte im Juni, die Waffeln ohne diese Maßnahme nicht mehr wirtschaftlich produzieren zu können.

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Griesson – de Beukelaer habe die äußere Verpackung für seine „Wurzener Waffelblättchen“ um fast das Doppelte vergrößert. Die Menge dagegen sei aber nahezu gleich geblieben. Statt 100 Gramm für 99 Cent verkaufe das Unternehmen nun 103 Gramm für 1,29 Euro. Das Gebäck sei so um 27 Prozent teurer geworden. Der Hersteller äußerte sich gegenüber der Verbraucherzentrale nicht zu den Änderungen.

Weniger Paprika, mehr Zucker, mehr Geld

Bei der „Paprika Sauce“ von Homann monieren die Verbraucherschützer gar eine Preiserhöhung um 88 Prozent: Statt 500 Milliliter für 99 Cent kosten nun 400 Milliliter 1,49 Euro. Zudem habe der Hersteller die Rezeptur mit deutlich mehr Zucker „verschlimmbessert“. Homann gehört zur Unternehmensgruppe Theo Müller und verweigerte der Verbraucherzentrale Hamburg ebenfalls eine Stellungnahme zu den Vorwürfen. Das Unternehmen beschränke sich bei Produktanfragen auf den „direkten Dialog mit unseren Endverbrauchern“.

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Bei der „Rahm Soße“ von Knorr gibt es statt drei Packungen Fertigsoße pro Verpackungseinheit nur noch zwei – zum identischen Preis von meist 1,19 Euro im Handel. Der Aufschlag beträgt damit bis zu 50 Prozent. Der Konzern Unilever, zu dem Knorr gehört, nenne die Soße nun „Soßenvariante“, obwohl die Rezeptur identisch sei, erklärte die Verbraucherzentrale Hamburg. Unilever erklärte im November, mit der Umstellung auf „veränderte Konsumentenwünsche“ einzugehen.

Den Verbraucherschützer Valet ärgert nicht nur die oft vermeintliche Preisstabilität, sondern auch der teils ohne Not zusätzlich produzierte Verpackungsmüll und die damit einhergehende Verschwendung von Ressourcen. „Hersteller und Handel müssen endlich konsequent umsteuern. Die Verpackungen müssen voll sein und dürfen nicht immer leerer werden.“

Die Verbraucherschützer in der Hansestadt sammeln seit Jahren Beschwerden und Hinweise zu Produkten im Handel und küren bereits zum achten Mal die „Mogelpackung des Jahres“. Sie stellte zudem eine Liste mit derzeit rund 1000 Einträgen zu kritisierten Produkten online. (AFP)

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