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Wirtschaft: Kann Adtranz die Spur halten?

Man sollte glauben, Adtranz ist aus dem Gröbsten heraus: Nicht, ohne auf Grausamkeiten zu verzichten, hatte sich der Bahntechnikkonzern schon im vergangenen Sommer ein ambitioniertes Strukturkonzept auferlegt.Standortstraffungen schienen die richtige Antwort auf die anhaltenden Ertragsschwierigkeiten zu sein.

Von Antje Sirleschtov

Man sollte glauben, Adtranz ist aus dem Gröbsten heraus: Nicht, ohne auf Grausamkeiten zu verzichten, hatte sich der Bahntechnikkonzern schon im vergangenen Sommer ein ambitioniertes Strukturkonzept auferlegt.Standortstraffungen schienen die richtige Antwort auf die anhaltenden Ertragsschwierigkeiten zu sein.Auch das lähmende Gezerre der Eigentümer um Kompetenzen und Machtbereiche hat endlich ein Ende: DaimlerChrysler übernahm vor wenigen Wochen die ABB-Anteile und damit die Gesamtverantwortung.Und schließlich beweist nun auch der Betriebsrat, daß er bereit ist, die notwendigen harten Kostenschnitte zur Rettung von Adtranz mitzugehen - ohne Störfeuer besiegelten die Arbeitnehmervertreter am Donnerstag den Interessenausgleich.

Doch: Das Aufatmen kommt zu früh.Denn all die Veränderungen reichen noch immer nicht aus, um den Zugbauer wieder aufs richtige Gleis zu setzen.Bei der Bahn ist noch lange nicht entschieden, ob man zum Lieferanten Adtranz steht oder kurzfristig Angebote von Wettbewerbern einholt, und in den Führungsetagen der Berliner Verkehrsbetriebe wackelt die einst zugesagte Partnerschaft.Kurzum: Bei Adtranz ist der Wurm drin.Unheilvoll gesellen sich Mißmanagement und Pannen zueinander.Verbittert sind deshalb nicht nur die Mitarbeiter.Wer glaubt schon an ein Zukunftskonzept, dem bereits viele gleichnamige Schwestern vorausgingen und die ihr Ziel offenbar immer verfehlten? Ganz klar, daß sich jetzt Wut und Resignation breitmachen.Auch der dringend benötigte Nachwuchs im Entwicklungsbereich hält sich zurück.Wer drängelt sich schon in ein Unternehmen, dessen Produkte von einer Pannenserie in die nächste schlittern und das aus den negativen Schlagzeilen nicht herausfindet? Verständlich, daß Personalberater ohne Erfolg nach Jungingenieuren suchen.

Was Adtranz jetzt braucht, ist der ungeteilte Wille zu einem Neubeginn.Es helfen jetzt weder Schuldzuweisungen im eigenen Haus noch der Ruf nach lokalpolitisch gefärbten Kundenentscheidungen.Nur aus sich selbst heraus kann Adtranz den Salto noch schaffen.Oder der Markt bestraft das Unternehmen mit Untergang.

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