Wirtschaft: Kanzler-Kandidaten und -Astrologen (Glosse)
Früher war es die Kreml-Astrologie. Da wurde jedes noch so kleine Zeichen aus dem Politbüro akribisch ausgedeutet.
Früher war es die Kreml-Astrologie. Da wurde jedes noch so kleine Zeichen aus dem Politbüro akribisch ausgedeutet. Heute, im Zeitalter der Globalisierung, ist es passenderweise die IWF-Astrologie. Und da stehen die Zeichen auch für den zweiten deutschen Bewerber als Chef, für Horst Köhler, ungünstig. Die Amerikaner reagieren provozierend kühl auf den Versuch der deutschen Regierung, einem neuerlichen Desaster zu entkommen. Auch die wichtigen Europäer lassen mit klaren Worten der Zustimmung auf sich warten - wie demütigend; da mag Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye noch so schöne Worte finden. Statt Köhler zu stützen, werden weiter andere Namen genannt. Ein Beispiel: Italiens Finanzminister und früherer Premier Giuliano Amato hat genau das Ansehen und politische Kaliber, das für die Position im Währungsfonds als zwingend beschrieben wird. Es sieht nicht gut aus für Köhler. Und damit auch nicht für die Regierung Schröder. Viel Arbeit für die Kanzler-Astrologen.